zittau _ 1248

Fäden verbinden _  Ein faseriger Blick in die Zukunft

Fäden spinnen, halten, verknüpfen und verweben ist Teil unseres Wesens und unseres Alltags. Auch eine hohe Achtsam- und Bedachtsamkeit, wenn es darum geht, Fäden abzuschneiden.  Mit „uns“ meine ich hier all diejenigen, die „im Textilen“ unterwegs sind.

Daher ist es nicht verwunderlich zu beobachten, wie fleißig schon seit einiger Zeit in der Oberlausitz Fäden verwoben werden. Vielleicht werden einige von ihnen zukünftig in der Oberlausitzer Webschule zusammenlaufen, dass sie aber jetzt schon gesponnen werden, habe ich am eigenen Leib erlebt, und nicht nur durch die enge Zusammenarbeit zwischen  der Webschule und dem Deutschen Damast- und Frottiermuseum.

Kaum war ich in Zittau angekommen, kamen Matthias Tirsch und seine Kollegin Judit Harsanyi am KUKUMobil vorbei und luden mich in das LANDER³ Naturfaserzentrum der Hochschule Zittau-Görlitz ein.

Ich hatte ein wenig davon erzählt bekommen, aber nur ein wenig. Gerne bin ich also auf die Einladung eingegangen, habe mir das Zentrum angeschaut, zugehört, gefragt und gestaunt. Es ist beeindruckend, was dort an Forschungs- und Innovationsarbeit getan wird.

Eins der Herzstücke ist dieser „Röster“. Im Röstprozess wird aus der Pflanze die Faser gewonnen. Die Fasern sind zu Bündeln zusammengefasst, die mit Pflanzenkleber (Pektinen) zusammengehalten werden. Diesen Kleber muss man lösen, in einigen Regionen macht man das in Warmwasserbecken und dort lassen sich dann ganz schnell Bakterien und Pilze nieder, die sich vom Pflanzenkleber ernähren, doch eben auch einen Einfluss auf das Wasser und die Tierwelt haben. In China wird die Röstung in Betonwannen durchgeführt und das Wasser wird am Ende einfach in die Umwelt gegeben. Das führt zu einer enormen Belastung und Schädigung der Umwelt.

Hier in Zittau geht es darum, den vollständigen Kreislauf so zu gestalten, dass erstens alle Neben- oder Abfallprodukte wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden, beziehungsweise Teil eines neuen Kreislaufs sein können, und zweitens, dass die produzierten Materialien direkt wieder voll verwertbar sind. Daraus ergibt sich ein komplexes Gefüge ineinander greifender Kreisläufe, so wie Rädchen in einem Uhrwerk.

           

Mir fehlen die chemischen und physikalischen Kenntnisse, um all dies genauer zu erklären.

Auf der Seite  lander.hszg.de  habe ich diesen Text und das nachfolgende  Video gefunden:

Leben und Produzieren auf dem Industrieniveau des 21. Jahrhunderts mit dem, was die Natur hergibt – Naturfasern, (Bio)Polymere, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien – darin sehen wir unsere Zukunft. Das technologische Alleinstellungsmerkmal der Partnerschaft ist und bleibt die Betrachtung der geschlossenen Wertschöpfungskette von Naturfaserverbundwerkstoffen: Von der Gewinnung der Naturfaser bis hin zur Verwertung der Bauteile am Ende des Lebenszyklus.

Der Aufbau eines lebendigen, in der Lausitz regional verankerten Netzwerkes mit dem Ziel einer ganzheitlichen Material- und Technologieentwicklung rund um naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK) ist und bleibt das übergeordnete Ziel der Partnerschaft LaNDER³.

Zu verstehen, wie viele Ressourcen die Natur uns noch bereit hält, ohne dass wir sie tatsächlich nutzen, ist beeindruckend und motivierend.

Dass der Weg zu einer effektiven Nutzung _ wie auch immer wir diese in der Zukunft definieren wollen, bzw. woran wir „Effektivität“ festmachen wollen _  noch einige Hindernisse, Steigungen und vielleicht auch Sackgassen bereithält, ist allen Beteiligten wohl klar. Dass sie sich nicht davon abhalten lassen, diesen Weg zu gehen, das ist mir klar.

Ich habe vom Matthias und Judit einige Proben geschenkt bekommen, um sie symbolisch in den Teppich einzuweben. Wie wir unseren frisch geknüpften Faden weiter verweben, dass wird sich zeigen. Ich habe ihn mit großer Ernsthaftigkeit in die Hand genommen und werde darüber nachdenken, was denn mein Beitrag sein kann.

 

 

 

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