2023 _ Am Weissensee _ Berlin

BILDWIRKEREIKURS zum HERBSTBEGINN

Normalerweise sind die 3-Tage-Kurse immer so strukturiert gewesen, dass wir freitags mit einer kurzen Session beginnen, in der wir es schaffen, den Webrahmen vorzubereiten. Die Entwürfe kommen dann erst am Folgetag ins Spiel.

Diesmal ist schon der erste Kurstag mehrere Stunden lang, was mich dazu gebracht hat, alle Teilnehmerinnen einzuladen, sich im Vorfeld des Kurses schon Gedanken dazu zu machen, was sie gerne weben wollen und mit einem möglichen Entwurf zum Kurs zu kommen, den wir dann gemeinsam besprechen können. Vorteil: wir können die Kette auf den Webrahmen aufbringen, die für den Entwurf am sinnvollsten ist, und die gemeinsame Besprechung der jeweiligen Entwürfe gibt mir die Möglichkeit, am konkreten Fall Grundkonzepte der Bildwirkerei zu erklären. Das bringt die Theorie auf kürzerem Weg an die Frau.

Auch dieser Kurs war keine Ausnahme von der Regel: Alle beginnen gleich, und dann geht jede ihren eigenen Weg, bis am Ende alle wieder zusammenfinden. Ich liebe es.

ROSA

Meine Freundin Rosa war vor einiger Zeit schon einmal in einem Kurs dabei. Das Flämmchen der Begeisterung hat sie nach Madrid mitgenommen und dort genährt mit einem selbstgebauten Webrahmen und mehreren kleinen Übungsstücken.

Ihr Entwurf ist ein kleines Stillleben, bei dem nur der Krug etwas vereinfacht werden musste, und die Mondsichel sich als kompliziertester Teil herausgestellt hat. Die vertikale Verschränkung der grünen und blauen Farbflächen war dagegen kein Problem.

 

NADINE

Nadine hat eine klare Komposition mitgebracht, bei der es darum ging, die Farben an das verfügbare Material anzupassen und dann die Formen im Bezug zum Hintergrund harmonisch herauszuarbeiten.

Und: von welcher Seite steig ich ein in das Bild: dient mir dieses lila Feld als Motivation, auf die ich als Highlight hinarbeiten möchte, oder möchte ich es als erstes weben, um dieses leuchtende Feld als Energiequelle vor mir zu sehen.

Nadine hat sich für Ersteres entschieden. Gemeinsam haben wir auf das Lila hingefiebert. Es wurde fast gekitzelt. Es fehlten ein paar Stunden. Nadine hat den Webrahmen mitgenommen. So, wie das Stück gewachsen ist und sie gearbeitet hat, brauchte sie MICH nicht mehr, sondern einfach nur MEHR ZEIT. Ich bin sehr gespannt.

 

 

KATJA

Katja hat einen Eisvogel mitgebracht. Naja, eigentlich auch noch einen anderen Entwurf, der vielleicht einfacher gewesen wäre. Aber aus ihrer Erzählung heraus merkte man, dass ihr Herz an dem Vogelmotiv hängt. Das war ausschlaggebend für die Entscheidung.

ABER wir haben einige Vereinfachungen besprochen: aus dem Vogelkleid an Rücken haben wir eine Farbfläche gemacht, die dadurch die Lebendigkeit behält, dass der Arbeitsfaden mehrere Farbtöne in sich vereint und ein nähgarndünner türkismetallener Faden mitläuft. Fein, aber oho!.

Der Streifen um das Auge, bei dem mehrere Farbflächen parallel nebeneinander nur über einen Faden laufen, ist einer der kompliziertesten Abschnitte der Bildwirkerei. Wir haben in kurzen Abschnitten über eine Breite von 5 oder sechs Kettfäden einen farblich angepassten dünnen Faden eingewebt, der diese Einzelfäden wieder zu einem Gewebe zusammenbringt.

Für einen ersten Teppich und unter den gegebenen Umständen von Material, Größe und Zeit verspricht es, ein wunderbares Stück zu werden, auf das Katja stolz sein kann. Ein wenig Hintergrund fehlt noch. Nach der kniffeligen Arbeit am Kopf und Schnabel des Eisvogels wird das ein Klacks.

 

 

DEISY

Deisy war schon mehrere Male dabei und hat inzwischen einen eigenen Webrahmen, auf dem sie auch größere Bildwirkereien weben kann. Dieser ist 20 cm breit. Dementsprechend dauert es natürlich länger, um in die Höhe zu kommen.

Auch diesmal ist es das Baummotiv, das sich wie ein Leitfaden durch ihre Arbeiten zieht.

 

STEFFI

Steffi hatte zwei sehr spannende und sehr unterschiedliche Entwürfe mitgebracht und sich dann für den entschieden, der auf einer Kinderzeichnung ihrer Tochter beruht: ein bunter  Vogel auf der Stange…

Schön finde ich es, wie sie die Linienführung der noch etwas ungeübte Kinderhand in ihrer Weberei aufgenommen und betont hat. Das gibt dem Bild sehr viel Lebendigkeit und einen unglaublichen Charme.

 

META

Meta hat eine nicht unbedingt einfache Komposition mitgebracht. Jedes Farbfeld, davon einige recht klein, soll für sich eine eigene Technik tragen. Farbverläufe, Verbindungen….. Wir haben es ein wenig angepasst und versucht, die Flächen zu vergrößern, um die Arbeit zu erleichtern. Je kleinteiliger der Entwurf wird, desto langwieriger die Umsetzung. Webbar ist alles, es wird nur eben kniffeliger und braucht mehr Zeit und die haben wir in diesen WE-Kursen nicht unendlich zur Verfügung.

Irgendwann, als eine braun-gelb-gestreifte Fläche in der Mitte der Komposition das ganze Bild mit einem besonderen Licht füllte,  habe ich es leider verpasst, Fotos zu machen. Jetzt, zu Semesterbeginn, ist der Rahmen nach Leipzig gewandert und die Wirkerei wird dort fertiggestellt. Ich bin gespannt.

 

LEA

Ja, kleinteilig….. Lea hatte einen Entwurf aus Vancouver mitgebracht noch bevor ich an alle Teilnehmerinnen die Grundempfehlungen schicken konnte, die da zusammengefasst lauten: nicht zu graphisch, nicht zu kleinteilig, keine Konturen oder zu viele Linien denken, nicht zu nah an die Ränder mit den Motiven…… wenn es der erste Teppich ist, den ihr webt.

Töchter. Mütter. Hätte ich nicht gewußt, dass ich die Entstehung des Teppichs auch nach dem Kurs noch mit begleiten kann, hätte ich davon abgeraten. So haben wir gemeinsam die Herausforderung angenommen, dieses wunderbare Farnblatt (Frauenhaarfarn) zu weben.

Es wurde ein Doppelkurs. Aber es wurde fertig. Und es ist gut geworden. Und sie hat es mit berechtigtem Stolz mit nach Kanada genommen.

Mir bleibt nur zu sagen: DANKE an alle, die ihr mit dabei gewesen seid und so aufmerksam zugehört und hingebungsvoll gearbeitet habt. Ich hoffe, euch ein wenig angesteckt zu haben mit meiner Liebe zur Bildwirkerei.

Ihr wisst, der Rahmen ist einfach nachzubauen. Und die Welt ist voller Bilder und Fasern. Was brauchen wir mehr, als ZEIT, beide zusammenzubringen.