OUTDOOR_WEAVING
Im Museum Kesselhaus wurde der Monat Juni mit einem Bildwirkerei-Kurs eingeläutet. Bei dem guten Wetter, das wir im Moment hier in Berlin genießen dürfen _ sonnig aber nicht zu warm _ haben wir die Tische, Stühle und das Material nach draußen gebracht, haben die Ruhe und Beschaulichkeit der Umgebung mit eingebunden in unsere Arbeit und uns davontragen lassen auf einen kurzen Ausflug in die Welt der Wirkerei.
Hier nun, wie gewohnt, ein Blick über die Schulter der Teilnehmerinnen an diesem Wochenendkurs, damit ihr einmal mehr sehen könnt, wie schnell und wie schön die Einzigartigkeit der Arbeiten, die an jedem Webrahmen entstehen, die Weite und Vielfältigkeit der Bildwirkerei deutlich machen……. Selbst dann, wenn ich, wie mir gesagt wurde, mit „liebevoller Strenge“ immer wieder auf ihre Besonderheiten hinweise und versuche, in meinen Kursen in einem Rahmen bestimmter Grundvoraussetzungen der klassischen Gobelinwirkerei das Potential voll auszuschöpfen.
Am Anfang steht die Kette…
Zuallererst muss der Webrahmen _ ein umfunktionierter Tischbock _ vorbereitet werden. Die Kette wird aufgezogen. Für die Wochenendkurse schlage ich auf Grund der zeitlichen Begrenztheit eine Breite von 10 – 12 cm vor. Auch sollte, aus demselben Grund, das Material _ hier ist es dreifach gezwirnte naturbelassene Baumwolle _ nicht zu fein gewählt werden.
Bei den Rahmen, die wir benutzen, sitzen 3 Nägel auf 1,5 cm. Das bedeutet für die Kette 4 Fäden auf 1 cm bei einfacher Bespannung. Das ist der Normalfall. Wenn schon ein wenig Webpraxis vorhanden ist, dann bietet sich ein etwas feineres Kettgarn an, bei dem jeder 3. Nagel doppelt bespannt wird, wodurch 8 Fäden auf 1,5 cm kommen. Die „Arbeitseinheit“ wird dadurch etwas kleiner, die Form etwas genauer……
Bis hierhin sieht es an allen Webrahmen gleich aus. Ab hier wird an jedem von ihnen ein anderes Bild entstehen:
1. Von Handwerk zu Handwerk
Von Ton zu Garn, von Scheibe zum Rahmen…. aber Handwerk bleibt Handwerk und genau so viel wie das eine vom anderen trennt, verbindet sie miteinander: die Sorgfalt dem Material gegenüber, die Innigkeit im Dialog von Hand und Geist und Seele, die Wertschätzung der Hände Werk und des Lebens Zeit…
Gritt ist Töpferin, unter anderem. Wir haben uns im Februar in Cottbus kennengelernt, als das KUKUmobil dort vor dem BLMK stand. Tja, und was passiert, wenn sich eine Töpferin vor den Webstuhl setzt und die Gobelinpinnen in die Hand nimmt? Genau, sie webt einen Krug. 😉
Falls ihr wissen wollt, was Gritt an der Töpferscheibe macht, dann könnt ihr es HIER sehen.
2. Von schwingenden Röcken und tänzelnden Schritten
Else hat eine aparte Vorlage mitgebracht, die sie mit den eigenen Händen, Augen und vor allem mit den eigenen Entscheidungen nachwebt. Zwei Tänzerinnen mit Blütenrock vor blauem Grund.
Fast wäre das Stück fertig geworden. Ein wenig vom Hintergrund fehlt noch und natürlich der Rock mit der “ hachure sauvage“ , der „wilden Schraffur“. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.
3. Von Klarheit und Kontur
Geometrische Formen in Symmetrie zu weben hat seine Vor- und Nachteile: Der Vorteil liegt in der Tatsache, dass die einmal getroffene Entscheidung für die gesamte Bildkomposition gilt und gut is‘. Also, die Dicke der Konturen, die Steigung der Diagonalen, die Zahl der für die Form zur Verfügung stehenden Fäden, die „Wendefäden“ für jedes Farbfeld…….
Und dieser Vorteil kann gleichzeitig auch ein Nachteil werden, denn diese Entscheidungen werden verbindlich und müssen immer wieder erinnert und beachtet werden, sonst wird das Bild in sich nicht stimmig. Karin hat es geschafft. Die Form stimmt, die Symmetrie stimmt. Und sie ist fertig geworden.
4. Vom Früher und Heute
Barbara hat einen Entwurf ihrer Großmutter mitgebracht, die selbst im Textildesign unterwegs war. Es war ihr ein Anliegen, einen Ausschnitt des Originalentwurfes nachzuarbeiten.
5. Von Bäumen und Farben
Deisy ist nicht das erste mal dabei. Sie hat diesmal die Gelegenheit genutzt, die Arbeit aus dem vorherigen Kurs fertig zu weben.
Das ist jetzt der zweite Baum, aus einer kleinen Serie. Rechts der Araguaney, der Nationalbaum Deisys Heimatland Venezuela. Voller Begeisterung erzählt sie uns von der Schönheit dieses Baums, wenn er mit seinen leuchtend gelben Blüten die Landschaft prägt.
Links der Apamate, schlanker und höher wachsend, rosa blühend aber ebenso üppig und markant im der tropischen Landschaft.
Die nächste Arbeit, für die die Zeichnung entstanden ist und die Kette vorbereitet wurde, wird eine rotblühende Akazie sein.