2009 _ TE Valdeolea (de)

Hier meine Erfahrungen als Leiterin eines einjährigen Ausbildungsprogramms im Bereich der Bildweberei

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Eine meiner sicherlich intensivsten Lehrerfahrungen war 2009 das Taller de Empleo in Mataporquera, einer kleinen Gemeinde im Süden von Cantabrien. Nicht nur wegen der Dauer (ein ganzes Jahr als Full-Time-Ausbildungsprogramm, will sagen 7 Stunden am Tag, 5 Tage die Woche) sondern auch, weil ich als Leiterin und Lehrerin die wohl einmalige Gelegenheit hatte, den Inhalt und den Ablauf vollkommen selbst zu gestalten.

Was ist ein Taller de Empleo  (TE): Auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit kann man dazu Folgendes lesen  www.ba-auslandsvermittlung.de

Berufsbezogene Bildung (Formación Profesional Ocupacional)
Die berufsbezogene Bildung richtet sich an Arbeitslose und hat ihre berufliche Wiedereingliederung zum Ziel. In diese Kategorie fallen zum Beispiel die Kurse der Handwerks- und Gewerbeschulen (Escuelas Taller). Sie bieten Jugendlichen von 16 bis 24 Jahren eine praxisbezogene Ausbildung, wenn sie sich bei der Arbeitsverwaltung arbeitslos gemeldet haben. In den ersten sechs Monaten erwirbt man Grundkenntnisse des gewählten Faches und zur Arbeitssicherheit, in den nächsten sechs bis 18 Monaten überwiegt die praktische Arbeit. Ab dem Alter von 25 Jahren kann man eine ähnliche betriebliche Ausbildung (Taller de Empleo) machen, bei der sich praktische Arbeit und darauf bezogene theoretische Schulung abwechseln. Mit diesem Angebot sollen vor allem Personen gefördert werden, für die die Eingliederung in den Arbeitsmarkt schwer ist (Langzeitarbeitslose, Ältere über 45, Behinderte, aber auch Frauen).

Und so war dem auch. 8 Frauen in einem Alter zwischen 34 und 55 Jahren, von denen mehrere bisher nur gelegentlich ausser Haus tätig gewesen waren, keine eine weiterführende berufliche Ausbildung hatte und  alle seit längerem arbeitslos waren.

Ei TE in einer ländlichen Gegend hat mit Sicherheit seine Eigenheiten. Die gesellschaftlichen Strukturen sind eng, man und frau kennt sich viel zu gut, eine offene Arbeits- bzw. Schaffensatmosphäre aufzubauen, wie sie gerade für kreative Prozesse wichtig ist, ist in solch einem Umfeld nicht einfach. Ein gewisses Minderwertigkeitsgefühl oder zumindest eine grosse Unsicherheit gegenüber der eigenen künstlerischen Fähigkeiten muss erst einmal abgebaut werden, bevor überhaupt mit der schöpferischen Arbeit begonnen werdenkann.

Mein Arbeitsanzsatz beruhte nicht darauf ein vorgefertigtes Programm abzuarbeiten, das gab es allein im theoretischen Bereich, in dem es um Kunst, Kunstgeschichte, Geschichte der textilen Kunst in Europa und weltweit, Kunstreseption, Design, Innenausstattung, aber auch um Internetarbeit, Marketing, Ausstellungsorganisation und PR ging. Alles andere sollte aus der Gruppenarbeit entstehen, so mein Vorschlag. Ein Risiko, das ich bewusst eingegangen bin und das Dank des Engagements meiner Schülerinnen zu einem absoluten Erfolg geworden ist.

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Zwar wurde das offizielle Ziel nicht erreicht, jene Wiedereingliederung in die Arbeitswelt; einerseits, weil es keine Textilhandwerkliche Industrie in der Umgebung gibt und die einzige berufliche Chance eine Eigeninitiative als Textilhandwerks-Kollektiv gewesen wäre, was nun doch ein bisschen zu viel verlangt war; und es andererseits  auch vonseiten der Verwaltung an Brückenlösungen fehlt, die den Übergang von dem doch recht sicheren, geleiteten Arbeiten zur beruflichen Selbstbehauptung für meine Schülerinnen denkbar und  machbar gemacht hätten.

Aber  sie haben gezeichnet und gemalt, vergrössert und berechnet, sie haben sich intensiv mit der Aufgabenstellung, mit ihrer Umgebung und den sozialen Gegebenheiten auseinandergesetzt, sie haben Weben gelernt, und Knüpfen, und ich hoffe noch einiges über die textilen Techniken hinaus. Und sie haben einen wunderbaren Wandteppich hergestellt. Wer mehr darüber wissen möchte, kann (auch wenn er der spanischen Sprache nicht mächtig ist) den Werdegang des Wandbehangs im Blog auch bildlich nachvollziehen.

Hier der Link zur Homepage der Liceras de Valdeolea.

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