2022 _ VHS _ Berlin

AUGUST 2022

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es stimmt, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Tatsache ist: es ist gerade richtig schön in den VHS-Kursen. Tatsache ist aber auch, dass es mir mit dem Beginn der Reise durch Europa zu Beginn des kommenden Jahres und den Probefahrten im kommenden Herbst einfach nicht mehr möglich sein wird, die Verbindlichkeit eines VHS-Kurses zu erfüllen.

Das war er also, der LETZTE. Einige der Kursteilnehmenden aus der Runde davor kamen noch bevor die regulären Teilnehmerinnen eintrafen, um ihre Arbeiten abzuschließen und die ausgeliehenen Rahmen zurückzugeben. Das hatte schon etwas von ENDGÜLTIGKEIT.

Schön, die Arbeiten zu sehen, die unvollendet aus dem Kurs gewandert sind, und dann zurückkommen und sich „vorstellen“, in all ihrer Unterschiedlichkeit. Die kleine Landschaft mit der Tiefenwirkung und die geometrische Komposition mit der Überlagerung der Formen und der Transparenz sind zwei schöne Beispiele, wie es unterschiedlicher und schöner nicht sein könnte.

Danke Luzie und Doris, für eure Verbindlichkeit und eure Begeisterung. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann noch einmal wieder. Ich denke euch webend an euren Webrahmen,  und dabei die Welt und das Leben mit all ihren Herausvorderungen und Unerfreulichkeiten für eine  kleine Weile ausblendend und euch erfreuend an dem, was langsam vor euch auf der Kette entsteht.

SCHÖN auch, weil der Kurs voll war. Eine ausgewogene Mischung von neuen und alten „Häsinnen“ (das klingt komisch. Weibliche Hasen werden auch „Zibbe“ genannt, das klingt in meinen Ohren aber noch seltsamer, oder?). Also es gab eben Neulinge: Astrid, Carmen und Luise, die sich das erste Mal am Webrahmen ausprobiert haben, und Deisy, Angela, Steffi und Isabelle, die schon einmal dabei gewesen waren. Allen danke ich für das schöne Wochenende, die Zeit, das Interesse und die Konzentration, mit der sie bei der Sache waren. Ich hoffe, ihnen ein klein wenig von der Liebe zur Bildwirkerei mit auf den Weg gegeben zu haben.

Mich erfüllt Wehmut, bei dem Gedanken, dass es bis zum nächsten Kurs, irgendwo auf Reisen durch Europa, in einem fernen Land, an einem unbekannten Ort eine Weile dauern kann. Ich habe in den vergangenen Jahren gemerkt, wie sehr mir die Weitergabe meines Wissens und meiner Begeisterung am Herzen liegt. Nun, es werden sich Gelegenheiten finden, da bin ich mir sicher. Und irgendwann komme ich ja auch nach Berlin zurück.

Also Schluss mit Jammern und ein letzter Blick in die Runde, um zu zeigen, was alles so passieren kann, während eines Wochenendkurses in Bildwirkerei:

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Diese kleine, klare, charmante Bildwirkerei wurde aus Baumwolle gewebt. Ein bezauberndes Spiel aus einfachen Formen, die sich zu einer schönen Komposition zusammenfügen.

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Erste Bildwirkerei und gleich eine der Formen, die für Weberinnen immer wieder eine Herausforderung darstellen: Der Kreis. Den Rhythmus der Abnahme zu verstehen und darauf zu achten, dass sie symmetrisch geschieht, ist vor allem eine Konzentrationsfrage. Dabei die gleichmäßige Spannung zu bewahren ist gar nicht so einfach, auch wenn es so aussieht. Die zweite Kreishälfte wird in Baumwolle gewebt. Ich bin sehr gespannt,.

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Im Gegensatz zu dieser runden Komposition, eine rechteckige. Auch hier kommt eine reduzierte Farbpalette zum Einsatz. Nach dem wärmenden Gelb ein kühlendes Blau. Es war schön, zwischen den beiden Webrahmen hin und her zu wandern. Was man sehr klar sehen kann, ist der Effekt der Überlagerung. Was auf den Fotos leider nicht so deutlich zu erkennen ist, ist die Art der Verbindung an den langen Vertikalen, die gerade deshalb nicht zu sehen ist, weil sie perfekt ausgeführt wurde.

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Dieser wunderschöne Baum, der uns von den Farben her an einen Gingko erinnert, ist der Nationalbaum Venezuelas, ein Araguaney. Er ist über zwei Wochenenden auf dem Webrahmen entstanden. Den Verlauf der Äste festzulegen und gleichzeitig eine schöne Form der Baumkrone zu modellieren UND die Farbabstufung innerhalb der Krone anzulegen war gar nicht so einfach, vor allem, wen man bedenkt, dass es die erste Bildwirkerei war. Da ist Ruhe und Konzentration  angesagt. Aber das Ergebnis zeigt, dass es geht, und dass es sich gelohnt hat.

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Eine andere Option mehrerer Kurswochenenden hintereinander besteht darin, sich mit unterschiedlichen Themenfeldern in kleinen Übungsstücken zu beschäftigen. Material, geometrische Formen, Farbverläufe, Verbindungstechniken in der Vertikalen, das alles sind Bereiche mit unzähligen Möglichkeiten, die alle anders wirken und alle interessant sind. Wichtig ist, zu entscheiden, welche davon für das jeweils zu webende Bild am SINNVOLLSTEN ist, in Ausführung und Wirkung.

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Manchmal, vor allem dann, wenn der Webrahmen der eigene ist und der Großteil der Arbeit zuhause weitergeführt wird, geht es darum, eine Webvorlage zu besprechen und Entscheidungen zu treffen, zum Material, zu der Zusammenstellung des Arbeitsfadens, zur Farbpalette, der Wirkung, die erzielt werden soll, der Techniken, mit der, wie hier, den Farbverlauf und die Tiefenwirkung erzielt werden sollen.

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Wenn man dann schon eine Weile dabei ist, reizen die Herausforderungen natürlich enorm. Innerhalb einer Arbeit das Material zu wechseln, ist solch eine Herausforderung. Dann auch noch eins zu wählen, dass nicht gerade einfach zu verarbeiten ist, sondern eher etwas störrisch, wie es Metallfäden nun mal sind, macht es nicht einfacher. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert sein kann.

Nicht kompliziert genug? Dann noch ein paar Buchstaben, und die in der Rundung anlegen, damit sich die Steigung der Linien von Buchstabe zu Buchstabe verändert. Das klingt nach Mut, Geduld, gutem Auge, und großer Fingerfertigkeit.

Ganz fertig ist er nicht geworden in den zwei Tagen. Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Für die Dicke der Kette, die unsere „Arbeitseinheit“ vorgibt und damit die Dicke der Linien und die Deutlichkeit der „Stufen“ bei den runden Formen, ist diese Komposition eine echt große Herausforderung.

Mir bleibt jetzt nur noch, auf die Fotos der fertigen Arbeiten zu warten und mich zu bedanken, bei Frau Eiffler von der VHS Pankow, der ich die erste Möglichkeit eines VHS-Kurses und eine Ausstellung zu verdanken habe, bei Frau Kugge, von der VHS Tempelhof-Schöneberg, für die gute Zusammenarbeit über die mehreren Semester, die inzwischen zusammengekommen sind; und natürlich bei allen TeilnehmerINNEN _  es war tatsächlich LEIDER kein einziger Mann dabei_  die sich für die Bildwirkerei interessiert haben und sich auf solch ein intensives Abenteuer eingelassen haben.

Ich kann nur hoffen, dass alle am Ende das Gefühl gehabt haben, es hat sich gelohnt. Ich habe sehr viel gelernt, darüber wie unterschiedlich die Zugänge zu ein und demselben Kosmos sein können, wie intensiv es sein kann, diesen Kosmos gemeinsam zu erkunden, und wie verschieden die Ergebnisse sind, mit denen man ihn verläßt.

Wer an Bildwirkerei interessiert ist, an der Entwicklung der KUKUmobils, das mich so intensiv beschäftigt, und des Vorhabens meiner Europareise, der findet hier in diesem Blog immer wieder Information dazu. Ihr seid alle herzlich eingeladen, auch jetzt schon, zu der Abschiedsfeier, wenn die Große Reise tatsächlich beginnt.

 

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JULI 2022

Vom 15. – 17.07.2022  fand der erste Sommerkurs Bildwirkerei an der VHS Tempelhof- Schöneberg statt. Diesmal wieder in der Alten Mälzerei, in Lichtenrade.

Ein interessanter Standort, wenn auch etwas weit „draußen“ für all diejenigen, die irgendwo in der Stadtmitte wohnen. Viele der Teilnehmerinnen haben über eine Stunde Anfahrt auf sich genommen. Das weiß ich zu schätzen und macht mich sehr dankbar.

 

Wie auch die Tatsache, dass es immer mehr „Wiederholungstäterinnen“ gibt, die schon zwei oder sogar mehrere Kurse gemacht haben. Ich hoffe sehr, dass der Grund darin liegt, dass es ihnen gefällt und nicht daran, dass ich nicht ausreichend gut erkläre.

 

Dass immer Zeit fehlt, dass wissen wir noch bevor wir uns an den Webrahmen setzen. Das auszuhalten mit Ausdauer und Geduld ist Teil unserer DNA.

Wie immer, sind auch diesmal sehr unterschiedliche Arbeiten entstanden, sehr entspannt, weil fast alle auch den Augustkurs gebucht hatten und wir daher wussten, wir mussten nicht am Sonntag fertig werden.

 

GEOMETRIE

Luzie hat eine kleine geometrische Komposition erdacht, die Diagonalen und Kreis zusammenbringt und Farbabstufungen und Transparenz  kombiniert.

LANDSCHAFT

Kleine Landschaften zu weben ist immer eine sehr dankbare Sache. Die Formen sind sanft und organisch, manchmal kann sogar ganz frei gewebt werden. Hügel, Wiesen, Wasser, Himmel…. all das bietet sich sehr an, auch für solch ein kleines Format, das sich in Richtung Postkarte bewegt.

Doris und Regine haben sich für dieses Themenfeld entschieden und trotzdem sehr unterschiedliche Ansätze gewählt.

FREIE FORMEN

Astrid hat nach der Fertigstellung einer geometrischen Komposition im letzten Kurs diesmal freie Formen gewählt, um den direkten Bezug zur Zeichnung, bzw. Webvorlage noch einmal anders zu erleben. Da es in diesem Fall keine Regel gibt, sondern immer wieder neu entschieden werden muss, wie sich die Farbfeder aufeinander beziehen, ist es eine spannende Arbeit.

NATURFORMEN

Ein gutes und dankbares Motiv findet sich immer in der Natur. Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder florale oder tierische Formen auftauchen. Nicht nur, weil sie gut zu weben sind, sondern auch, weil sie uns einen emotionalen Zugang zu der Arbeit am Webrahmen bieten und es uns leichter machen, die notwendige Geduld aufzubringen, und das Gewirkte langsam wachsen zu lassen.

Rosa, Deisy, Annemarie und Dörte haben sich für solche Formen entschieden. So sind ein Fisch, ein Pilz, ein Baum und ein Ast mit Blättern und Blüten im Entstehen begriffen.

Dörte hat schon im vorherigen Kurs eine breitere Kette aufgezogen. Sie arbeitet an einer 20 x 20 cm großen Bildwirkerei.

Mein Dank geht an alle Teilnehmerinnen, die mit solch großem Interesse bei der Sache waren und dafür gesorgt haben, dass die Stimmung so angenehm war und die Gespräche so unterhaltsam.

Im August findet der zweite Sommerkurs statt. Dann werden einige wieder mit dabei sein und ihre Arbeiten fertigstellen. Denjenigen, die sich den Webrahmen mitgenommen haben wünsche ich ein frohes Schaffen. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse.