JULI 2022 _ Erster Baumonat
1. Der Bauort am Weißensee
Es gilt sich einzurichten, an unserem Bauort. Die Stimmung ist gut, das Wetter fast „zu“. In der Vorplanung hatten wir angesichts der Baustelle unter freiem Himmel mit“schlechtem Wetter“ immer nur Regen assoziiert. Das es auch ein „zu viel“ an Sonne sein könnte, das würden wir bald merken.
Auch eine gewisse Routine gilt es zu etablieren: im Umgang mit Werkzeug und Maschinen, aber auch mit Räumen, Zeiten und vor allem natürlich mit den anderen Nutzern der Gemeinschaftswerkstatt… Und das bereits gelieferte Material ist gut einzulagern.
Eine der ersten Arbeiten besteht darin, die lagen Kieferholzbalken zurecht zu schneiden, um sie aus dem Weg und unter die Plane zu bringen, unter der sie vor möglichen Regenschauern geschützt auf ihre Verwendung warten können. Sie werden die Quer- und Längsträgerbalken für das KUKUmobil. Aber bis es so weit ist, gibt es noch eine Menge anderer Arbeiten zu tun.
2. Der Anhänger
Wie bei fast allen mir bekannten Tinyhäusern ist auch das KUKUmobil als Zuladung gedacht. Das bedeutet, dass nur der Anhänger in den entsprechenden Intervallen durch den TÜV muß, nicht aber das, was sich als Ladung gerade auf ihm befinden mag. Das bedeutet aber auch, dass das KUKUmobil so darauf befestigt sein muß, dass man jederzeit nachweisen kann, es unkompliziert vom Anhänger lösen und gegebenenfalls abladen zu können. Und zwar ohne Einsatz komplizierter Werkzeuge oder Maschinerie. Meist liegt die Lösung hier bei langen Schrauben mit Flügelmuttern und Zurrgurten.
Manche Bauer:innen gehen einen Schritt weiter und konzipieren Anhänger und Aufbau im Wechselbrückenprinzip, was bedeutet, dass der Aufbau angehoben und aufgebockt, und der Anhänger hervorgeholt werden kann, um ihn zum Beispiel als Plattform zu nutzen. Das wird auch beim KUKUmobil der Fall sein, vor allem in den Monaten mit gutem Wetter und an den Webstationen, an denen abzusehen ist, dass der Aufenthalt dort sich etwas in die Länge ziehen wird.
Gudrun hat diese Frage mit großer Gründlichkeit durchdacht, sowohl den Aspekt der Loslösung und Befestigung des Aufbaus am Anhänger im Stehen und vor allem in Bewegung, als auch die Gewährleistung guter Bewohnbarkeit des KUKUmobils auf seinem mehrjährigen Weg durch Europa.
3. 6 cm „unter Null“
Diese Überlegungen der Beweglichkeit und der Bewohnbarkeit haben uns dazu gebracht, die ursprüngliche Bodenplatte vom Anhänger zu lösen, um eine Extraschicht Dämmmaterial anzubringen und die metallene Anhängerstruktur vollkommen vom Holz zu trennen.
Wir wußten, dass es eine friemelige Arbeit werden würde, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir uns bewußt waren, WIE friemelig sie tatsächlich sein würde. Mich tröstet der Gedanke, dass ich irgendwann mal mit dem KUKUmobil in der kalten Weite Finnlands stehen und froh sein werde, diese verdoppelte Dämmschicht unter mir zu wissen. Also übe ich mich in Geduld. Und so sehr ich mich auch danach sehne „in die Höhe“ zu gehen, tu ich mein Bestes bei diese Maßschneiderei.
Wir haben in das Originalgerüst des Anhängers einen neuen Boden aus Siebdruckplatten eingelegt. Sie sind mit Aluklebeband verklebt und liegen im Rahmen und auf der Mittelachse auf.
Die bleibenden Spalten, die Stoßkanten zwischen Holz und Metall füllen wir mit Fugenmasse für den Bootsbau aus. Wichtig ist es, das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.
Dieser Boden aus Siebdruckplatten wird den Dämmstoff tragen, den wir passgerecht zuschneiden. Und wenn ich „passgerecht“ sage, dann meine ich es auch so. Jedes Eckchen, jede Erhöhung muss berücksichtigt werden. An manchen Stellen sind es Milimeter, die entscheiden, ob alle passt, oder eben nicht. Ich hab so feine Scheibchen von dem Zeug gesäbelt, dass ich mich an die vielen Male erinnert habe, die ich bewundernd zugeschaut habe, wie jemand gekonnt von einem Schinken hauchdünne Scheibchen abgeschnitten hat. Eine Kunst.
Es ist kein besonders angenehmes Material in der Verarbeitung, zumindest in der Maßschneiderei, wie wir sie in diesem Fall tun. Und es ist auch nicht ökologisch, da haben wir Abstriche gemacht. Manchmal geht es nicht ohne den Blick aufs Budget. Die hohe Effizienz wird es rechtfertigen, so hoffen wir.
Diese Dämmstoffschicht liegt gut eingepasst und halb versenkt zwischen dem Metallrahmen des Anhängers. Zusätzlich wird sie durch einen Holzrahmen gehalten.
Was jetzt noch zu tun ist, um die Vorbereitung des Anhängers abzuschließen, ist die Entkopplung von Metallflächen (Rahmen des Anhängers) und Holz (Bodenkonstruktion des Aufbaus). Auf dem umlaufenden Metallrahmen verlegen wir eine dünne (4 cm) Schicht Dämmstoff. Der Bereich wird durch Streifen Siebdruckplatte abgedeckt.
Gudrun hat einige Tage daran gebastelt, denn so einfach sich das auch anhört, gerade bei diesem Rahmen mußten viele Besonderheiten der Anhängerkonstruktion berücksichtigt werden, die Bügel für die spätere Verzurrung ausgespart werden, etc. Das war und ist eine Herausforderung und auf alle Fälle ein großer Zeitaufwand.
Hätte ich vor fast drei Jahren, als ich den Anhänger gekauft habe, schon die jetzige Bausituation des KUKUmobils vorausgesehen, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, einen anderen Anhängertyp zu kaufen, oder zumindest einen ohne Bodenplatte. Damals schien es sinnvoll. Wenn das Budget nicht so eng geknüpft wäre, hätte man auch einfach eine eine Siebdruckplatte in Sondergröße kaufen können, die dann in einem Stück die gesamte Breite und Länge des Anhängers, einschließlich umlaufenden Metallrahmen, abgedeckt hätte. Aber das wollten und konnten wir nicht. Jetzt haben wir es fast geschafft. Und es sieht gut aus, so wie es ist.
Es gibt auch schon Ideen für die Zukunft: Irgendwann, in einem lieblichen Sommer, wenn das KUKUmobil mal für eine längere Weile irgendwo steht und Gudrun Zeit und Lust hat, wollen wir in die Siebdruckbodenplatte der „Terrasse“ein Muster schnitzen. Vor Kurzem habe ich das Foto einer Arbeit der spanischen Künstlerin Selva Aparicio gesehen (weiter unten das Foto). Ich kannte sie nicht, aber sie hatte einen Teppich in einen Eichendielenboden geschnitzt. Sah toll aus. Ich könnte mir gut vorstellen, ausgehend von dem Muster des geknüpften Teppichs, den meine Mutter vor einigen Jahrzehnten in der Türkei gekauft hat, einen Entwurf auszuarbeiten. Den Teppich selbst kann und werde ich auf meiner Reise nicht mitnehmen, aber so könnte eine Erinnerung an ihn mich begleiten. Das fänd ich spannend. Aber zurück zum JETZT.
4. Der Aufbau
Während Gudrun am Rahmen gebastelt hat, gesägt, geleimt, gefräst und geschliffen, habe ich die Japansäge geschwungen und die ersten Vorbereitungen für den Bodenaufbau in Angriff genommen. Dazu gehörte, die 13 m langen Balken aus Douglasie auf das notwendige Mass zu bringen.
Und auch meine ersten Stemmarbeiten hab ich hinter mir. Gewöhnungsbedürftig für jemanden wie mich, der bisher nie ein Stemmeisen in der Hand hatte. Am ersten Tag habe ich Stemmeisen und Hammer so verkrampft festgehalten, dass selbst meine Hand, die sonst recht kräftig zupacken kann, für eine Pause dankbar war. Mein schwaches Handgelenk, das mir schon im Tennisunterricht zur Schulzeit einen Streich gespielt hat und den Schläger nie über lange Zeit in der richtigen Position halten konnte, hatte auch jetzt Schwierigkeiten, den Hammer zu halten.
Aber gut, dann eben etwas langsamer. Immer wenn es Sinn macht. Denn manchmal ist es wichtiger, einen Weg zu finden, der alle Ressourcen, Kraft, Wissen, Zeit und Raum in das richtige Verhältnis bringt. Ich habe meine ersten Erfahrungen gemacht, aber direkt am entstehenden Bau zu lernen ist nicht immer sinnvoll. Übung macht den Meister, und Übung fehlt mir. Also wird mich auch an dieser Stelle die Maschine immer mal wieder überholen. Das ist schon okay so. Kompromisse sind wichtig. „Eigentlichkeiten“ werden uns immer wieder begegnen.
Es steht nicht in der DNA des KUKUmobils geschrieben, vollkommen ohne Einsatz von Maschinen gefertigt zu werden, so wie es in ihr auch nicht steht, vollkommen aus ökologischen Baumaterialien gefertigt zu werden. Aber wir tun unser Bestes. Unsere Ideale verlieren wir nicht aus dem Auge, und immer da, wo wir dem Leben und der Wirklichkeit etwas in diese Richtung abtrotzen können, werden wir es tun.
Wichtig ist, dass am Ende alles zusammen passt und sich der Weg, für die, die ihn gehen, richtig anfühlt. Bisher tut es beides.
Bis hier der Fortschritt unseres KUKUmobils im ersten Baumonat. Trotz allem, den Änderungen, den Verzögerungen und einem Coronabesuch, der nicht fehlen durfte, sind wir nach wie vor begeistert dabei und geniessen Abenteuer. Die Arbeit in der Werkstatt ist so intensiv, dass ich selbst mein Atelier und den Webstuhl nicht vermisse. Das will was bedeuten.
Eigentlich träume ich jeden Abend von dem Tag, an dem der Webstuhl das erste Mal im KUKUmobil aufgebaut werden kann.
Wenn ihr neugierig geworden seid, dann schaut doch mal vorbei…. hier, oder besser noch auf der Baustelle. Da wir in einer Gemeinschaftswerkstatt arbeiten, meldet euch bitte VORHER bei Gudrun oder bei mir, über einen Kommentar oder eine Mail an puentetomapeople@gmail.com, damit wir eure Anwesenheit und Mitarbeit gut einplanen können.
Wir sind immer freitags bis dienstags auf der Baustelle und haben uns den Sonntag ab 15 Uhr für Besuche reserviert. WO? Das erfahrt ihr, wenn ihr euch meldet. 🙂
Erzählt es auch gerne weiter….. vielleicht kennt ihr ja sogar jemanden, der das Projekt gerne finanziell unterstützen möchte. Auch das wäre uns eine große Hilfe.
Man sieht, hört und liest sich!!!! Gut Holz!!!!