großschönau _ 1221 _ wanderung

Richtung Lausche unterwegs

I. Raus aus’m Dorf

Hat die Lausche einen Hut,
wird’s Wetter gut.

Hat die Lausche eine Mütze,
gibt’s ’ne Pfütze.

Gestern war Montag. Montags hat das Deutsche Damast- und Frottiermuseum geschlossen. Das bedeutet, dass ich, solange ich hier im Hof stehe, montags meinen freien Tag habe, weil es keine Besucher:innen gibt, die ich in die Zauberwelt der Fäden entführen kann.

Also gilt es, Alternativen zu entwickeln. Angesichts des durchwachsenen Wetters sah meine so aus: 1 _ Die Ruhe im Museumshof zu nutzen und etwas, das dem Ausschlafen nahe kommt zu praktizieren: 2_  den nächstgelegenen Supermarkt aufzusuchen, um den Kühlschrank mit dem Notwendigsten zu füllen; 3 _ irgendwie das Wetter einzuschätzen und die Wanderkarte zu studieren, um herauszubekommen, welche Route denn unter den gegebenen Umständen die sinnvollste ist.

Eine Wanderung zur Lausche hatte ich schon verworfen, aber die Richtung sollte die gleiche bleiben. Ich wollte mir die Umgebindehäuser in Waltersdorf gerne anschauen und, sollte das Wetter es erlauben, weiter nach Jonsdorf wandern, um das Schmetterlingshaus zu besuchen.

Heiko, vom Museum, hatte mir eine Wanderkarte besorgt und so ging es los, an der Lausur entlang, erst Richtung Neuschönau und dann Richtung Süden, auch wenn sich das vom KUKUmobil aus wie Norden anfühlt.

Aus Großschönau heraus führt der Weg dabei am Schaufenstermuseum im Gemeindeamt vorbei, dann an einem der erhaltenen Trockentürme und der großen Hangwiese, die früher zum Bleichen der Stoffe genutzt wurde und heute dem Dorf als Festplatz dient. Dahinter liegt die ehemalige und zukünftige Webschule, die in den kommenden Tagen der neue Standort für das KUKUmobil sein wird. Und dann kommt der Wald……

II. Rein ins Grün

Da mag man jammern, wenn der Regenguss gerade über einem selbst niedergeht, und die Regenjacke sich als doch nicht so dicht erweist, wie sie vom Hersteller gepriesen wird, aber sobald man in die Natur kommt und dieses satte Grün einen umfängt, man über den weichen, federnden Moosteppich geht und das dabei hörbare „Schoff, schoff“ Zeugnis davon ablegt, wie vollgesaugt er ist, dann findet man seinen Frieden, auch mit diesem Wetter.

III: Und ob ich schon wanderte durch saftiges Grün….

Natürlich spürte ich da den Impuls, auf diesem wunderbaren Teppich ein Pop-Up-Labyrinth zu bauen. Mit Zapfen. Ich hatte sogar angefangen, bin aber nicht weit gekommen. Nicht aus Mangel an Zapfen. Davon gab es genug. Aber jedes mal, wenn ich einen von ihnen hochnahm, kam ich mir vor, als wenn ich ein Hochhaus von A noch B bewegen oder eine echte Zwangsumsiedlung betreiben würde. Unzählige kleine und noch kleinere Lebewesen haben dort ihr Heim. Ich kam mir gemein vor. Also habe ich schnell die schon bewegten Zapfen wieder an die ursprüngliche Stelle gelegt und mich entschuldigt. Ich wäre ja auch nicht glücklich, wenn eine stürmische oder flutende Hand mein KUKUmobil von A nach B versetzen würde….

 

IV. Umgebinde

Zwischen zwei Regenschauern bin ich durch Waltersdorf gewandert, bis ich an der Kirche ankam und in der Touristeninfo nach einer etwas größeren Wanderkarte fragen konnte. Damit ausgestattet machte ich mich auf den Weg nach Jonsdorf.

 

V. Hochgesessen untergestellt…

Irgendwie habe ich es geschafft, immer wenn es richtig nass wurde, einen Hochsitz parat zu haben, der mir für die kurze Dauer des Schauers Schutz bot. Es war nicht wirklich kalt, also war es okay, solange die Füße trocken blieben.

VI. In die Beeren…

Erinnerungen kamen in mir hoch, wie ich in meiner Kindheit in ebenso feuchten und kühlen Sommern mit meiner Mutter irgendwo im deutschen Süden den Urlaub mit langen Spaziergängen verbracht habe. Schweigend sind wir stundenlang durch die Natur gewandert. Es war nie wirklich langweilig, aber auch nie wirklich spannend. Die Kunst bestand für mich darin, in dieser allgemeinen Unaufgeregtheit das Besondere in den kleinen und unscheinbaren Dingen am Wegesrand zu entdecken.

Meine Mutter hatte ein sehr pragmatisches Verhältnis zur Natur und ein nüchternes Verhältnis zum Wandern. Aber was ihr nie entgangen ist, war all das, was Natur dem Menschen an Nützlichem zu bieten hat.

   

Wir hatten damals auch keine besondere Ausrüstung, Wegzehrung oder Wanderkarten. Trotzdem haben wir es immer irgendwie geschafft, gut an das Ende unseres Weges zu kommen. Zumindest habe ich keine gegenteilige Erinnerung und wenn ich alleine unterwegs bin, neige ich eher zum einfach Loslaufen mit sehr bescheidenem Beiwerk, wenn überhaupt, in dem Vertrauen darauf, dass es schon irgendwie gut gehen wird.

Wie ihr seht, die Natur meinte es gut mit mir. Und auch die Wege waren so gut ausgeschildert, dass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, nicht zu wissen, wo es langgeht.

         

 

VII. Am Ziel

Mein erklärtes Ziel war bei dieser Wanderung das Schmetterlingshaus in Jonsdorf. Ich liebe Schmetterlinge. Jemand sagte mir vor einigen Tagen noch am KUKUmobil, ich solle auf alle Fälle Schmetterlinge mit in den Teppich weben, denn Schmetterlingen seine das Symbol für die Seele.

Und tatsächlich finden sich Darstellungen des Schmetterlings schon im alten Ägypten. In altgriechischer Zeit war der Nachtfalter das Symbol für die Seele, welche im Schlaf (Traum), in Trance oder nach dem Tode eines Menschen sich vom Körper trennt und geistige Sphären erreicht. In dieser Funktion kommt der Falter dem Urbild des Seelenvogels recht nahe, oder mag im gleichen. Es ist die Vorstellung, dass die vom Körper getrennte Seele in dieser geflügelten Form den Leib des Menschen verlässt. Der Windhauch oder Nachtfalter ist der Wortsinn des altgriechischen Wortes Psyche, welches unserer Seele entspricht.

Also kann es durchaus sein, dass es an der ein oder anderen Stelle in dem entstehenden Teppich etwas geben wird, das an Schmetterlinge erinnert.

Jedenfalls habe ich mein Ziel erreicht und mich in das Gewimmel gestürzt. Denn an solch einem regnerischen Tag ist ein Schmetteringshaus für alle Familien, die in der Gegend Urlaub machen ein wunderbares Ziel. Nach der Ruhe im Wald hat mich das Gewusel erst irritiert, aber dann habe ich es genossen, die Kinder dabei zu beobachten, wie sie die Schmetterlinge „jagen“.

 

Neben der großen Flughalle gibt es in dem Schmetterlingshaus auch eine beachtliche Anzahl an sehr schönen Terrarien. Also alles in allem ein empfehlenswerter Besuch, wenn man Schmetterlinge, Echsen und spinnen mag.

 

VIII. Der Weg zurück

Auf dem letzten Viertel des langen Weges bin ich dann doch noch pitschnass geworden. Aber die warme Backstube wartete auf mich und das Treffen mit den Stricklieseln. Und es war ja nicht wirklich nicht kalt. Also alles gut. Ein langer Tag, ein runder Tag. Ich habe ihn genossen.

 

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2 Antworten zu großschönau _ 1221 _ wanderung

  1. Berthild Lorenz sagt:

    Wunderschön, in Text und Bild „fesselnd“.
    Danke! Und herzliche Grüße aus Berlin, Berthild

  2. Beate Kaczmarek sagt:

    Danke, das du uns auf deine Wanderung mitgenommen hast 😊

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