Stümpfe, Sümpfe, Strümpfe… und die Stricklieseln
Heute habe ich von den Stricklieseln ein paar Strümpfe geschenkt bekommen. Nach der langen Wanderung waren meine müden, nassen Füße so unglaublich dankbar für diese kuschelige Hülle…..
ÜBRIGENS: ein Abschnitt der heutigen Wanderung führte auf dem Rückweg von Jonsdorf nach Großschönau passenderweise über den „Strümpfeweg“. Da ich mich mit den Stricklieseln verabredet hatte, die sich jeden Montag zum Strümpfestricken treffen, es schon spät war und ich nicht sicher sein konnte, ob ich es noch rechtzeitig schaffen würde, gefiel mir diese Verbindung.
Ich habe bei der Touristeninfo in Waltersdorf gefragt, woher der Name kommt, aber leider wußte mir niemand Auskunft zu geben. Ich ließ meiner Fantasie auf dem Weg nach Jonsdorf freien Lauf und stellte mir vor, dass der Pastor von Waltersdorf vielleicht die Jugend dadurch auf den Weg der Tugend zu bringen oder halten versuchte, dass er sie nach gebeichteten Fehltritten als Buße in Strümpfen einen steinigen Weg gehen ließ.
In der jonsdorfer Touristeninfo versuchte ich es ein weiteres Mal. Dort wurden mir überraschenderweise gleich zwei Erklärungen gegeben:
Für die Bezeichnung Strümpfeweg gibt es zwei Überlieferungen.
Nummer 1 – die Jonsdorfer Variante: Das Waldstück ist sehr sumpfig – und aus Sümpfeweg wurde im Laufe der Jahrzehnte Strümpfeweg.
Nummer 2 – die Bertsdorfer Variante: ursprünglich Stümpfeweg – das Waldstück gehörte zum Bertsdorfer Flur und es wurden dort viele Bäume gefällt (die Stümpfe ließ man stehen), die dann zum nicht mehr vorhandenem Sägewerk, unterhalb vom Taubenberg verbracht wurden. Für das Sägewerk wurde Wasser aus dem Pochebach weggeleitet. Wer aufmerksam sucht findet noch wenige Reste Grundmauern.
Der Strümpfeweg wurde 1934 angelegt, vorher lief man an der Waldkante am Feld entlang.
Nun, Sümpfe, Stümpfe, Strümpfe….. mit fällt dazu ein, dass das Ganze vielleicht schlicht und ergreifend auf einen Schreibfehler zurückzuführen ist. Wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.
Spannend ist aber, dass ich, als ich diese Frage in die Strickliesel-Runde brachte, um zu hören, was die Frauen darüber wissen, von ihnen eine ganz andere Erklärung zu hören bekam.
Der Name Strümpfeweg sei eng verbunden mit der 1907 in Warnsdorf gegründeten Strumpffabrik KUNERT.
Maria Kunert, geborene Worm (*1873 †1950), meldete im sudeten-deutschen Warnsdorf (heute Varnsdorf, Tschechische Republik) eine Strickerei an, um auf ihrer Handstrickmaschine gewerbsmäßig Strümpfe und andere Strickwaren zu produzieren. Der Grundstein für die Weltmarke KUNERT war gelegt.
Anfang der 1920er Jahre stiegen Marias Mann Julius Kunert sen. (*1871 †1950) und später die beiden Söhne Heinrich (*1899) und Julius jun. (*1900 †1993) in die Strickerei ein und erweiterten sie. Vor allem die Söhne brachten neuen Schwung in die Geschäfte und erkannten die Zeichen der Zeit, denn nach dem Ersten Weltkrieg gab es eine erstaunliche Freizügigkeit in der Mode: Die Frauen zeigten Bein und es entstand eine große Nachfrage für elegante Beinbekleidung.
Als erster Hersteller druckte KUNERT 1924 den Firmennamen auf die Verpackungen, sodass zufriedene Kunden beim nächsten Kauf gezielt KUNERT Strümpfe verlangen konnten. Die Marke KUNERT wurde so zum Synonym für elegante Beinbekleidung.
Als erster Hersteller druckte KUNERT 1924 den Firmennamen auf die Verpackungen, sodass zufriedene Kunden beim nächsten Kauf gezielt KUNERT Strümpfe verlangen konnten. Die Marke KUNERT wurde so zum Synonym für elegante Beinbekleidung.
Die Erfindung der Cotton-Maschine machte es möglich Strümpfe in der Form von Beinen herzustellen. Die Familie Kunert kaufte Cotton-Maschinen und gründete im Juni 1924 die „Wirkwarenfabrik J. KUNERT & Söhne GmbH“. Im Oktober wurde mit 18 Mitarbeitern die Produktion aufgenommen. Sie betrug zunächst rund 300 Paar Strümpfe pro Tag.
Elite waren die ersten Strümpfe aus Bembergseide, eine Kupferkunstseide. In den 1930er Jahren wurden sie zu den meistgekauften Strümpfen in Europa. Sogar Marlene Dietrich warb verführerisch mit diesen besonderen Strümpfen.
Der gelernte Kaufmann Julius Kunert jun. erkannte das Potential im Ausland und setzte auf den Export. Das Unternehmen avancierte zu Europas größtem Strumpfhersteller mit etwa 5.000 Beschäftigten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Familie Kunert enteignet, weswegen sie in den Westen floh. Gemeinsam mit einigen Mitarbeitern aus Warnsdorf wagte sich Julius Kunert jun. 1947 an den Neuaufbau in Immenstadt im Allgäu.
Welche auch immer die zutreffende Erklärung für die Wahl des Namens sein mag, der Weg ist wunderschön und hat mich rechtzeitig nach Großschönau zurück gebracht, um mich zu den Stricklieseln zu gesellen und den nicht unanstrengenden Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
Und, als letzte Verknüpfung des Tages: Die oben erwähnte Bembergseide wurde in Wuppertal erfunden: J. P. Bemberg hat 1900 in Wuppertal-Oberbarmen die Entwicklungsarbeiten zur Kupfer-Kunstseidenproduktion begonnen, als deren Ausgangsstoff ab 1908 die Linter genannten, nicht verspinnbaren kurzen Samenhaare der Baumwollsamen dienten. Ein von Edmund Thiele 1901 bei der J.P.B. entwickeltes Streckspinnverfahren machte es möglich, aus diesem Rohstoff Filamente zu produzieren, die – als Bemberg-Seide bekannt – in ihrer Feinheit der Naturseide entsprach und außerdem noch eine größere Festigkeit als Viskose-Kunstseide besaß. Es wurde eine Fabrik zur Kupferseiden-Produktion mit einer Kapazität von 500 bis 600 kg/Tag im Ortsteil Öhde der Stadt Wuppertal errichtet. Ein weiterer Ausbau des Werkes erfolgte in den Jahren 1925 bis 1928. (Wikipedia-Link)
„Stümpfe, Sümpfe, Strümpfe“ und nu haste Schlümpfe-Strümpfe mang de Füße!
Vülle Grüße aus Berlin!
Da jehörste hin! 😉