berlin _ 249

Ich habe nie gewußt, wie das Deckblatt ausgesehen hatte, als meine Mutter es gekauft hat, oder wer weiss, vielleicht hat sie es auch geschenkt bekommen. So lange wie ich zurückdenken kann, hatte das Kochbuch meiner Mutter immer einen Umschlag aus braunem Packpapier. Mit den Jahren war das Papier noch gelber geworden, als es damals wahrscheinlich sowieso gewesen war, und so vorsichtig ich es auch immer benutzt habe, fiel es mehr und mehr auseinander, hatte das Inhaltverzeichnis schon lange eingebüßt und auch die ersten Seiten waren verschwunden.

Meine Mutter hat damit Kochen gelernt, weil sie es wohl bei meiner Oma nicht mehr abgucken konnte. Ich habe damit Kochen gelernt, obwohl ich bei meiner Mutter hätte abgucken können. Aber Kochen lernt man eigentlich erst wirklich, wenn man auszieht und beginnt, auf eigenen Beinen zu stehen.

Jetzt ist es meine Tochter, die immer mal wieder nach dem ein oder anderen Rezept fragt, um hin und wieder in den von ihr gekochten Gerichten den Geschmack wiederzufinden, der sie an ihre Kindheit erinnert.

Gestern war es dann soweit. Ich hatte bei der Buchhandlung im Kiez ein Exemplar der Reprint-Auflage 1952-2016 bestellt und mir sind fast die Tränen gekommen, vor Begeisterung und Nostalgie, als ich es durchblätterte und feststellen konnte, dass zwar das Papier jetzt blütenweiss ist, die Abbildungen aber alle genau so sind, wie ich sie immer, seit meiner Kindheit, gekannt habe. Jetzt hat es auch für mich ein Gesicht bekommen, das Dr. Oetker Schulkochbuch von 1952.

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