bratislava _ 1359 _ unterwegs

Bratislava


I. Die Reise

Es hat mehrere Anläufe für diesen Kurzbesuch in der slowakischen Hauptstadt gebraucht, denn immer kam irgendetwas dazwischen. Jetzt , bevor die GROSSE REISE mit dem KUKUmobil beginnt, habe ich es geschafft, habe die Reise in Terezas Heimatstadt gemacht….. und sehr genossen.

Unter anderem auch so sehr genossen, weil ich mit Tereza jemanden hatte, die mich an die Hand genommen hat, mir Orte gezeigt hat, die ihr wichtig sind, mir Zusammenhänge erklärt hat, mich hat teilhaben lassen an ihrem Alltag…..

Wie immer, wenn ich mir die Landkarte anschaue, und vor Beginn der Reise habe  ich es natürlich getan,  und dabei meinen Blick auf den Osten richte, wird mir bewusst, wie enorm groß meine weißen Flecken sind, wie wenig geübt meine Gefühlslandschaft ist für Entfernungen und Nachbarschaften, für Städtekonstellationen und geographische Begebenheiten im Osten Europas.

 

 

Und während der Reise mit dem Zug von Berlin bis Bratislava wird mir wieder einmal die räumliche Dimension bewusst, über die sich der Europäische Raum erstreckt, wie viele Wirklichkeiten und sich aus ihnen ergebende Wahrheiten hineinpassen, zwischen meiner morgendlichen auf dem Bahnsteig auf der Tiefebene in Berlin Hauptbahnhof und meiner nachmittäglichen auf dem Bahnsteig an Gleis 1 in Bratislava Hlavná stanica, auf der Suche nach Tereza.

Übrigens ist die Strecke, die ich auf der Hinfahrt genommen habe, über Dresden und Prag und Brünn ist landschaftlich sehr schön. Eine geraume Weile begleitet die Elbe die Bahnstrecke, oder die Bahnstrecke die Elbe. Mir kamen Erinnerungen an meine Kindheit, als ich jeden zweiten Sommer den Rhein entlang nach Freiburg gefahren bin, um die andere Hälfte meiner Familie zu besuchen. Und viele Phantasien dazu, welche Ufer dieses Wasser auf seiner langen Reise schon gesehen hat.

 

 

Die Rückfahrt, über Wien ging an der Donau entlang. Auch hier eine wunderbare Landschaft. Und auch hier 9 Stunden Fahrt durch, wenn ich wieder die Karte bemühe, einen relativ kleinen Teil des Europäischen Raumes.

Deshalb liebe ich Bahnfahrten. Die Landschaft spult sich auf der anderen Seite des Fensters in einer Gleichmäßigkeit und Geschwindigkeit ab, die ich nachvollziehen kann, wenn ich meinen Blick weit genug schweifen lasse. Und ich kann versuchen, mir die eine oder andere Wirklichkeit auszumalen, die dort gerade an mit vorbeirollt.

Auf der Rückfahrt hatte ich ein sehr anregendes Gespräch mit einem Architekturstudenten im letzten Jahr… natürlich über Architektur, über Wien, Bratislava und Berlin, über Wohnungsnot und Enteignung, über persönliche und berufliche Zukunftsperspektiven und neue Baumaterialien, über Städteplanung und das Konzept der 15-Minuten-Städte, über das ich auch mit Tereza in  ihrem Plattenbauquartier gesprochen hatte.

Mehr Info gibt es übrigens zum Beispiel HIER  und HIER.

 

Weil man ja nie weiss, mit wem man diese vielen Reisestunden verbringt, befand sich in meinem Rucksack…. ein Buch. Von Cornelia Funke. Das Buch, mit dem sie nach vielen, vielen Jahren an die Tintenwelt-Trilogie anschließt. Ich hatte es Weihnachten für die Familienbibliothek gekauft. Wir waren uns alle unsicher, ob wir es lesen wollten und fühlten doch eine Sehnsucht nach DAMALS. Stunden, ich weiss nicht wie viele, haben wir mit der Lektüre dieser Bücher verbracht.

 

 

So bin ich hineingerutscht in eine neue Dimension des VORLESENS, des VORAUSlesens. Nicht mehr auf dem Puff mit lauter Stimme den Übergang vom Tag in die Nacht ausfüllend, sondern still über die Zeilen wandernd wie über die an mir vorbeirollende Landschaft. Und immer begleitete mich die Frage: Würden sie Lea und Uli gefallen, die in die Tintenwelt als Kinder und Jugendliche eingetaucht sind, und dieses Buch jetzt ja auch als Erwachsene lesen würden. Ich fand es eine schöne Reiselektüre, und _für mich nicht, denn mit zunehmendem Alter betreibt man vielleicht ein anderes Lebens- und Lesezeitmanagement _ für Uli und Lea ist es, so denke ich, eine warme Einladung, die Tintenwelt noch einmal zu besuchen.

Cornelia Funke hat uns über viele, viele Jahre begleitet und wir lieben ihre Bücher. Sie sind fester Bestandteil unserer Familiengeschichte geworden und sicherlich eine Referenz. Es hat mich sehr gefreut, mit diesem neuen Buch die Fäden wieder neu anzuknüpfen.

Bei arte habe ich dieses Interview mit ihr gefunden vom Herbst 2023.

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