Jahresausklang _ III.
Es waren nicht viele Bücher, die ich dieses Jahr gelesen , auch nicht viel Ausstellungen, die ich besucht habe. Und ebenso wenig Kinobesuche standen dieses Jahr auf meinem Kulturprogramm. Und wenn, dann weil mich jemand, meist Juanjo, mein Mann, durch seine Entschlossenheit dazu motiviert hat, mich ihm anzuschließen.
Er ist in der Berliner KleinKinoWelt unterwegs. Entdeckt immer mal wieder einen dieser Orte die, anscheinend allem _ den sich verändernden Gewohnheiten, Pandemien und sonstigen Krisen _ zum Trotz überleben, in dieser verrückten Welt.
Die neuste Entdeckung ist das Kino Krokodil in der Greifenhagener Strasse, fokussiert auf Filme aus Mittel- und Osteuropa.
Den Film, den wir gesehen haben möchte ich euch wärmstens empfehlen:
SMOKE SAUNA SISTERHOOD ist ein wunderbarer Dokumentarfilm der estnischen Filmemacherin Anna Hints. „Mit authentischer Stimme verwebt der Film weibliche Schmerz- und Lebenserfahrung mit einer Schutzschicht aus Materialien der Natur: Holz, Hitze und Birkenzweige sind die Koordinaten in diesem archaisch-zauberhaften Film, der genießerisch dabei zuschaut, wie Gemeinschaft entstehen kann, solange nur ein gemeinsamer Raum zur Verfügung steht.“
Ich habe ihn genossen, er hat mich tief berührt und er hat mich sehr an die spanischen Waschhäuser oder -plätze erinnert, die „lavaderos“, Orte, an denen die Frauen des Dorfes in der Vergangenheit zusammenkamen, um die Wäsche zu waschen. Manchmal waren es nur überdachte Steinbecken, durch die das kalte Wasser geleitet wurde, auf den geriffelten Stein- oder Holztafeln wurde die Wäsche geschrubbt, gewalkt, geschlagen. Es war eine harte Arbeit. Aber es waren auch Orte, an denen die Frauen wußten, dass sie unter sich sind und bleiben, und so waren es Schutzräume, in denen erzählt wurde.
Klar, sicherlich viel Klatsch und Tratsch, der soziale Kit, der manchmal, aber nicht immer und nicht notwendigerweise böse gemeint ist; sicherlich kam auch die ein oder andere böse Zunge zu Wort, die es sehr wohl darauf abgesehen hatte, jemand anderen bloßzustellen, wehzutun…. Nur weil wir Frauen wissen, wie das geht mit dem Kümmern und der Fürsorge, mit der Sororidad, der Schwesternschaft, heißt das ja nicht, das wir das andere, das aufeinander herumhacken, nicht genauso gut können, wenn wir uns dafür entscheiden, es zu tun.
Sicher bin ich mir aber, denn das fühlt man heute noch, und wenn die Mauern reden könnten, dann würden sie davon berichten, dass auch viel Freude und Leid, viel Sorge und Schmerz, dort geteilt wurden und eine große Resonanz und Schicksalsverbundenheit den Raum gefüllt hat.
Wir waren überrascht, dass es an dem Tag unseres Besuches so viele Zuschauer in das Kino geführt hat. Aus unserer Erfahrung heraus kommt es eher oft vor, dass man in diesen kleinen Kinos mit nur wenigen anderen in der Vorführung sitzt. Zuhause angekommen habe ich nachgeforscht und erst da erfahren, dass dieser Film vor wenigen Tagen von der Europäischen Filmakademie ausgezeichnet wurde.
Schaut mal: Tolle Frauen machen tolle Filme: