berlin _ 1330

Jahresausklang _ IIII

Aller guten Dinge sind Vier, erst danach wird ein Paket draus.

31.Dezember. Bei uns also das unausweichliche Ende der dreiundzwanzig. Ich werde das Gefühl „zwischen den Jahren“ zu schweben noch etwas rübernehmen in das neue Kalenderjahr, zumindest bis zum 10. Februar. Dann beginnt nach dem Chinesischen Kalender das neue Jahr, das Jahr des Walddrachen (eigentlich Holz, aber Wald klingt irgendwie poetischer).

Auch das Ausklingen wird bei mir noch etwas anhalten. Langer Atem, große Stille, um auch den letzten sich davonschleichenden Töne nur noch ahnend in die Auflösung zu folgen. Denn es gibt noch einige kleine und mittelgroße Projekte, die in den letzten Tagen mit großer Geschmeidigkeit von der „To-Do-Liste“ auf die „Gute Vorsätze fürs Neue Jahr-Liste“ gerutscht sind. Trotzdem bin ich zufrieden mit dem, was ich habe loslassen können.

Begleitet hat mich in den letzten Tagen des Jahresrückblicks ein chronischer Muskelkater, dessen Ursprung ich in dem Dauerspagat zu suchen gewillt bin, den ich seit mindestens drei Jahren praktiziere.

Denn seit drei Jahren ist mein Tellerchen reich gefüllt mit Köstlichkeiten: der Berlinteppich wurde 2021 fertig, das KUKUmobil 2022 gebaut, und 2023 habe ich das erste Mal erleben dürfen, wie es sein wird, in ihm zu leben und zu arbeiten. Wie viele wunderbare Menschen ich kennenlernen und interessante Orte ich erkunden werde. Wie sehr mein Hunger nach Wandern, nach Welt gestillt werden kann.

Aber natürlich schau ich hin und wieder über den Tellerrand. Dort wabern die grauen Wolken der Pandemie, der Kriege, der Konflikte, der Krisen; dann sehe ich die Verschleißspuren im sozialen Gewebe, an den Knien, an den Ellenbogen, am Hals, an den Bündchen, wo die Fäden des sozialen Zusammenhalts immer dünner werden.

Ich weiss, es gibt viele Menschen, die unermüdlich mit der heißen, der besonnenen, der kreativen, der groß- und der wagemutigen Nadel stopfen, damit nicht alles auseinanderreißt. Und doch…., seitdem wir uns daran gewöhnt haben, dass es modern ist, Jeans mit Löchern zu kaufen, werde ich das ungute Gefühl nicht los, dass wir auf Abwegen wandeln wie in einer düsteren Moorlandschaft.

Was erwartet wohl 2024 von uns? Bald werden wir uns begegnen. Was sind wohl die guten Vorsätze, die 2024 an uns Menschen stellt? Dass wir uns zusammenreißen und uns daran erinnern, was Gutes in uns schlummert? Dass wir uns erwachsen genug benehmen und Konflikte anders lösen, als draufzuhauen, oder kindlich genug, um dem Gegnüber ohne Vorbehalt zu begegnen? Dass wir uns unserer Verantwortung bewusst werden für das, was wir tun und das, was wir unterlassen? Dass wir dankbar die Hand ergreifen, die die Natur und die Zukunft uns immer wieder entgegenstreckt, und das Beste draus machen?

Liebes 2024, wir kommen! Ich weiss nicht, ob dich das mit Freude erfüllt, mit verhaltener Vorsicht oder sogar mit Panik. Vielleicht wüdest du am liebsten davonlaufen oder dich vor uns verstecken? Auch das könnte ich verstehen. Wir sind viele, und nicht immer schaffen wir es, den Schweinehund in uns zu bändigen, unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Wir sind viele, und nicht immer schaffen wir es in positive Resonanz miteinander zu kommen, Geist, Herz und Seele in Einklang zu bringen, bevor wir etwas tun oder etwas sagen. Wir sind viele, deine Vorgänger haben dich sicherlich vorgewarnt was für ein Flohzirkus da von dir zu hüten ist, und ich kann verstehen, dass es verlockend erscheint, einfach auf den Tisch zu hauen, damit wieder Ruhe herrscht, im Karton. Aber wäre das nicht so, wie mit schlechtem Beispiel vorangehen?

Gib uns eine Chance. Wir werden es versuchen. Unser Bestes tun. Oder, Leute?

Dieser Beitrag wurde unter meinung, opinión veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert