berlin _ 501 _ textil

Die Bildwirkerei-Kurse an den berliner VHSen werden  immer spannender, und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Erstens, weil ich das Gefühl habe, dass die Wahrscheinlichkeit ihres Zustandekommens mit jedem Mal zunimmt. Und da gilt mein Dank noch einmal allen Verantwortlichen an den unterschiedlichen Volkshochschulen, die dieses Angebot in das Programm aufgenommen haben. Es bringt mir mehr Ruhe und gibt mir die Möglichkeit, zumindest ein wenig planen zu können.

Natürlich bin ich auch allen Teilnehmenden dankbar, dass sie mir wochenendweise ihre Lebenszeit schenken, um mir die Gelegenheit zu geben, sie für die Bildwirkerei zu begeistern.

 

Und da bin ich schon bei einem weiteren Punkt, der die Kurse so extrem spannend macht. Denn inzwischen ist die Gruppe der Teilnehmenden so kunterbunt, dass es nicht nur für sie, sondern auch für mich jedesmal eine Herausforderung ist.

 

Als Kursleiterin macht es mich natürlich zufrieden, wenn ich sehe, dass jemand ein zweites, und vielleicht sogar ein drittes Mal zu einem Kurs kommt und schon mit eigenem Webrahmen unterwegs ist. So können auch größere Projekte in Angriff genommen werden, die den zeitlichen Rahmen der Wochenendkurse sprengen.

Diesmal war das Verhältnis zwischen „Neulingen“ und „Verteraninnen“ recht ausgeglichen. Daher ging es auf der einen Seite darum, die Grundkonzepte zu erklären, auf der anderen Seite, das bereits erworbene Wissen und Können auszubauen und für die spezifischen Fragestellungen, die sich aus den verschiedenen Entwürfen ergeben, eine angemessene Lösung zu finden.

Es bedeutet aber auch, dass meine Aufmerksamkeit auf ganz unterschiedliche Weise gefordert wird. Und genau darin liegt der besondere Reiz

I.

 

Wenn einige Übungen zu den Grundtechniken schon erfolgt sind, bietet es sich an,  der Essenz der Bildwirkerei den größtmöglichen Raum zu geben. Und das heisst: Erst einmal muss ein Bild entworfen werden, das gewebt werden soll. Und dann geht das Augenmerk dahin, dass Bild so zu weben, wie es entworfen wurde.

 

Je nach Entwurf kommen dann ganz automatisch bestimmte Techniken zum Einsatz. Im Fall dieser nächtlichen Stadtansicht  sind es die Verbindungen der vertikal aufeinander treffenden Farbflächen, die den Großteil der Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

 

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II.

Ein Thema ist immer wieder die Gestaltung geometrischer Formen und Muster.  Dabei ist neben der reinen Technik auch die Wirkung der unterschiedlichen Farben und Garnqualitäten interessant.

 

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III.

Großflächige Formen erleichtern gerade am Anfang das Weben. Die Randbereiche sind dabei besonders wichtig, denn gerade da ist es nicht immer einfach, die Spannung geichmäßig zu halten ohne die Form aus dem Auge zu verlieren. Eine kleine Herausforderung, gerade bei den ersten Erfahrungen am Webrahmen, und der zur Verfügung stehenden Zeit.

 

IV.

Manchmal ergeben sich überraschende Parallelen, was Formen oder Farben angeht. Doch letzendlich ist jeder Webrahmen eine kleine Welt für sich und jede Wirkerei, die dort entsteht, ein unverwechselbares Einzelstück.

 

Hier werden Form und Farbfelder auf eine sehr attraktive Weise gestaltet. Gold und Altrosa, vom Helligkeitswert nah beieinander liegend, greifen ineinander und  bieten so die Möglichkeit, Formen aufzulösen, während das dunkle Rot klare Konturen setzt.

V.

Neben der Gestaltung unterschiedlicher Formen ist gerade das Thema der Farbverläufe interessant und die Verwendung der verschiedenen Garne in unterschiedlicher Stärke bietet die Möglichkeit, Techniken und deren Wirkung auszuprobieren.

 

VI.

Wenn am eigenen Webrahmn gearbeitet wird, bringt das automatisch den Vorteil mit sich, dass man nicht an den Zeitrahmen des Kurses gebunden ist. Hier wurde ein Webstück aus dem Märzkurs fertig gestellt und gleich die nächste Arbeit in Angriff genommen.

 

Es wir eine Weile dauern, bis sie fertig ist, denn die Kette ist relativ fein. Der Ansatz, die Pixelung der Vergrößerung im Bild auf das Gewebe zu übertragen verspricht eine interessante Wirkung. Ich bin mal gespannt, wie es aussehen wird.

 

VII.

Beim Weben kann es nie ein „Zuviel an Zeit“ geben. Zweieinhalb Tage sind da definitiv nicht „zu viel“. Eher geht es uns meist so, dass wir schnell denken, es wird kaum etwas zu schaffen sein.
Deshalb möchte ich hier etwas ausführlicher die Entstehung eines kleinen ca. 10 x 10 cm großen Teppichs zeigen, der an diesem Wochenende gewebt wurde, auch weil der Entwurf meiner Meinung nach besonders sympathisch ist.

 

 

Wie immer haben wir ihn gemeinsam besprochen, um einerseits die Techniken zu definieren und andererseits, um mögliche Grenzen aufzuzeigen. In diesem Fall habe ich empfohlen, die Insektenbeine nicht einzuweben, sondern auf das fertige Stück zu sticken. Gerade für einen ersten Teppich schien es mir zu komplex, bzw. zu zeitaufwändig.

 

Auch ohne die Beine waren die Konturen schon kompliziert genug. Aber es hat sich gelohnt.

 

 

 

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Ein zweieinhalbtägiger Ausflug in eine Welt, in der Zeit noch mit einem anderen Maßstab gemessen wird, dann werde die Tische und Stühle wieder an ihre alte Stelle gerückt, die Garne in die Kiste sortiert und alles wieder ins Auto geladen. Bis der nächste Kurs beginnt.

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In der VHS Tempelhof Schöneberg stehen die Termine schon fest:

Vom 1. – 3. November, und vom 15. – 17. November, mit der Möglichkeit, von einem Wochenende zum nächsten den Webrahmen mit nach Hause zu nehmen und somit etwas mehr Zeit zur Verfügung zu haben, um den Teppich stressfrei fertig zu weben.

Gerne vormerken, anmelden, mitmachen und weitersagen.

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