Leben ist wie Weben, ist wie Leben…
Mir ist es in den vergangenen Jahrzehnten zu solch einer Selbstverständlichkeit geworden, dass ich mich manchmal selbst ermahnen und daran erinnern muss, dass es meinem Gegenüber nicht so geht und es dieses Grundgefühl nicht immer so leicht nachvollziehen kann.
Aber gerade habe ich ein gutes Beispiel zur Hand, das vielleicht ein weniger verständlicher macht, was ich damit meine. Dann werdet ihr sehen, dass es nicht nur Weberinnen oder Wirkerinnen so geht, sondern euch wahrscheinlich auch:
Also: Da holt das Leben, „beste Webmeisterin ever“, einem Faden hervor, den es vor langer Zeit in meine Hände gelegt hat: Andreas. Mit ihm bin ich vor 40 Jahren durch Mexiko gereist. Dann haben wir uns aus den Augen verloren. Jetzt schreibt er mir einen Kommentar im Blog, weil technische Fragen zu seiner Welt gehören, und auf einmal taucht „sein“ Faden wieder in Gewebe meines Lebens auf. 40 Jahre….
Wir haben die relative räumliche Nähe genutzt, Verzögerung sei Dank, um uns zu treffen. Er kam mit seinem vierbeinigen Familienmitglied Lino, der dringend etwas Auslauf brauchte und so sind wir ein Stück die Alte Poststraße lang gewandert und haben erzählt, und erzählt und erzählt…. Bis ein kleiner Regenschauer uns dazu einlud, Unterschlupf zu suchen in einer Holzhütte am Wegesrand. Mitten in der Unterhaltung drehte ich mich zur Seite und fand….
Einen stoaroa, meinen ersten Wanderstein. Dass es solche Wandersteine gibt, und nicht nur das, sondern um sie herum einen ganzen Kosmos, unzählige Facebookseiten eingeschlossen, hatte ich wiederum vor ein paar Wochen erst von meiner Freundin Tereza gelernt, als ich sie in Bratislava besuchte. Sie hatte nämlich in Prag einen solchen Stein gefunden und zeigte ihn mir. Ich liebe solche Vernetzungen und habe den Faden auf- und den Stein mitgenommen….
Wer einen Prinzen sucht, muß viele Frösche küssen (#Asbacher Steine)
Am Tag nach dem Wiedersehen wanderte ich von Wissen nach Elkhausen zurück. Diesmal nicht über die Alte Poststrasse, sondern den Brölbach entlang. An einigen Stellen führt ein Trampelpfad über Wiesen und sehr nah am Bachlauf entlang.
Auf einmal sah ich etwas im Wasser glitzern. Zugegebenermaßen war es nicht Gold, was da glänzte. Aber immerhin, es war eine Kugel, die dort im Wasser lag. Ihr merkt schon, wie sich da Faden um Faden miteinander verweben? Frosch, Prinz, Kuß, Kugel……
Jedenfalls haben wir am Sonntag das KUKUmobil umgesetzt. Genauer gesagt hat das Simon getan. Und wir haben den alten Anhänger, den mit den zwei Achsen, hervorgeholt und den Dreiachser probeweise drunter geschoben. Dazu mussten wir den Aufbau, also mein Atelier mit all dem, was mein Leben gerade ausmacht, mithilfe der Kurbelstützen anheben.
Ich weiss nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie nervös ich war. Theoretisch wußten wir, dass es geht. Aber praktisch?
Irgendwann knarzte es verdächtig. Holz arbeitet halt. Auch wenn es still steht, aber natürlich noch mehr, wenn es „gefordert“ wird. Und wenn man eh schon so angespannt ist, dann reicht ein Ton…
… und auf einmal musste ich an den Eisernen Heinrich aus dem Froschkönig denken:
Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn hinter sich, dass es krachte, als wär etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:
„Heinrich, der Wagen bricht!“„Nein, Herr, der Wagen nicht,
es ist ein Band von meinem Herzen,
das da lag in großen Schmerzen (…)
Versteht ihr, was ich meine? Da gibt das Leben einem Fäden in die Hand, alte, neue, manchmal legt es auch selbst einen quer. Und irgendwann merkt man, wie die Finger fast unbewusst mit den Fäden zu spielen beginnen und wie ein Bild entsteht….
Ich habe mal im Internet geschaut und dabei diesen Film von 1954 gefunden. Keine große güldene Kugel, aber eine kleine Perle. Und eine ganz andere Version der Geschichte.
DER FROSCHKÖNIG (1954)
Mit: Olga Limburg, Stanislav Ledinek, Dorothea Wieck
Regie: Fritz Genschow
Übrigens: Denkt daran, dass die Frösche und Kröten bald wieder wandern!!! 😉