Jahresausklang _ I.
Wenn man in mehr als einer Sprache unterwegs ist, dann passiert es manchmal, dass man an bestimmten Worten hängenbleibt, sie mit besonderer Aufmerksamkeit wahrnimmt, sie hin und her dreht, wie einen schönen Stein oder eine außergewöhnliche Muschel, die man am Strand gefunden hat; dass man sie füllt, mit Klängen und Bildern.
Vorige Woche habe ich einen Weihnachtsgruß nach Spanien geschickt. Dabei bin ich über solch ein Wort gestolpert. JAHRESAUSKLANG _ Ich habe auf der Suche nach einer passenden Übersetzung ins Spanische, die wohl nur mit einer Umschreibung möglich ist, gemerkt, wie sehr mir dieses Wort gefällt.
Das Jahr ausklingen lassen…. ist das nicht schön? Wie dieser magische Moment am Ende eines Musikstückes, wenn der letzte Ton noch in der Luft schwingt und immer leiser wird, so leise, dass Mensch ihn mit dem Gehör nicht mehr wahrnehmen kann, so sehr man sich auch danach sehnt. Wenn es nur noch mit der Seele geht, wenn es in einem widerhallt.
Jetzt denke ich darüber nach, welche Töne es wohl sind, die mich in diesem Jahr begleitet haben und ich werde die Raunächte nutzen, um ihnen nachzuhorchen:
Dazu gehören zweifelsohne all die vielen Erklärungen, Gespräche und Geschichten, die die Kurse gefüllt haben.
Dieses Jahr habe ich an sehr unterschiedlichen Orten Menschen etwas von dem vermitteln dürfen, was die Bildwirkerei für mich bedeutet und warum ich sie so liebe. Ich habe versucht, die Grundlagen der Technik so gut wie möglich zu erklären, und die Teilnehmenden an den Kursen für das Wirken zu begeistern. Viele interessante Gespräche haben stattgefunden. Während wir Fäden miteinander verbunden haben, um daraus Bilder entstehen zu lassen, haben wir Gedanken, Ideen und Erfahrungen miteinander geteilt.
Es war bereichernd und ich bin immer wieder dankbar über diese Momente. Mit ganz besonderer Freude erfüllt es mich, wenn ich ein paar Tage oder Wochen nach den Kursen ein Foto vom fertigen Teppich zugeschickt bekomme. Um den Stress aus den zweieinhalb Tagen Kursdauer zu nehmen, gibt es immer dann, wenn nichts dagegen spricht von mir das Angebot, den Webrahmen mit nach Hause zu nehmen und den Teppich in Ruhe fertig zu weben. Denn meist sind alle Fragen zur Technik, zum Material, den Farben geklärt und es fehlt nicht mehr so sehr mein Rat und Über-die-Schulter-schauen, sondern es fehlt einfach nur die notwendige Zeit.
Trotzdem weiss ich, dass es eine große Herausforderung ist, außerhalb des Kurses sozusagen im Alleingang zu arbeiten. Und ich bin stolz darauf, dass alle diese Herausforderung annehmen und die Teppiche beenden.
Irgendwie ist jedes Stück ein wenig so wie eine Weihnachtsbaumkugel am Baum.