Aus der Stille heraus. Teil 8
Wir sind in unserer Familie nicht unbedingt geübt in der Ausgestaltung der traditionellen Weihnachten. Weder der spanischen, noch der deutschen. Das heißt in der Kombination vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag. Und die Mixtur, die wir uns zusammengestellt hatten, hatte von beidem etwas, aber irgendwie anders. Als Lea noch klein war und wir in der Großstadt lebten, gab es streckenweise die üblichen Verbindlichkeiten. Aber sobald die Umstände es uns erlaubten, wurden es immer weniger.
Was sich am Längsten gehalten hat, sind zwei Dinge:
1. Unser besonderer Weihnachtsbaum
Es fing mit unserer Liebe zu Petterson an und dem Jahr, in dem er nicht mit Findus in den Wald gehen konnte, um einen Weihnachtsbaum zu holen, weil er sich das Bein gebrochen hatte. Als Ersatz bauten sie einen, aus einem Holzpfosten mit Löchern, in die sie Zweige steckten, die sie mit allem Möglichen schmückten, was glänzte. Ich fand das eine tolle Idee, denn mir kam es seltsam vor, in einem Land einen Tannenbaum zu schmücken, in dem eigentlich keine Tannenbäume wachsen.
So haben wir irgendwann eine alte rostige Matratze zu unserem Weihnachtsbau erklärt. Und dieser Tradition sind wir über viele Jahre und Umzüge hinweg treu geblieben. Sie ist das Heim meiner kleinen Sammlung von gläsernem Christbaumschmuck und begleitet uns das ganze Jahr.
In Vorbereitung auf meine längere Abwesenheit habe ich alle Ornamente abgenommen _und das sind inzwischen 144_, habe sie entstaubt _ und da hatte sich in fünf Jahren einiges angesammelt_, habe sie neu sortiert wieder aufgehängt. Auf weitere fünf Jahre.
2. Die Weihnachtsbäckerei
Wenn es etwas gibt, was ich an den vielen kleinen und großen Traditionen um die Weihnachtszeit herum gerne aus meiner Kindheit erinnere und daher liebe und genieße, ist es die Weihnachtsbäckerei. Wenn die Küche nach Zimt und Nelke, Anis, Honig und Kakao, nach Vanille und geschmolzener Butter duftet, dann gehen nicht nur alle Geschmacksknospen meiner Zunge gleichzeitig auf, sondern auch das Herz.
Das war die zweite Familientradition, mit der unsere Kinder Lea und Uli aufgewachsen sind. Und wenn wir dann die Tüten gefüllt haben mit unserem kleinen Sortiment, um sie in unserer Nachbarschaft und unserem Freundeskreis als kleines Dankeschön zu verteilen, dann war das immer ein ganz besonderer Moment.
Es macht mich glücklich, zu sehen, dass beide diese Tradition aufgenommen haben. Lea backt köstlich zarte Zimtsterne wie keine andere. Uli und Marie haben wunderbar mürbe Vanillekipferl gebacken.
Für mich bedeutet das, dass ich loslassen kann. Meine Aufgabe ist getan. Ab jetzt werde ich die kleinen Sortimente genießen, die die eine oder der andere mir zu Weihnachten bringen. Das ist ein beruhigendes und befreiendes Gefühl.