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Ich hab euch schon gesagt, dass das KUKUmobil seit ein paar Tagen wieder in Berlin ist, oder? Falls nicht: Wir sind wieder da. Und wir stehen wieder in der Nachbarschaft des Ja!Space auf dem alten Sportplatz an der Neumagener Strasse in Berlin-Weissensee.
Voller Erlebnisse, Eindrücke, Ideen und Erfahrungen. Und voller Dankbarkeit gegenüber allen, die diese zweite Testreise des KUKUmobils möglich gemacht, es am jeweiligen Standort aufgenommen, es transportiert und mich umsorgt haben.
Wenn ich zurückblicke auf die beiden Testfahrten, dann kann ich sagen:
# Versorgung mit Lebensmitteln klappen ganz gut. Oft wird mir etwas vorbeigebracht, aus dem Garten, aus dem eigenen Kühlschrank, vom nahegelegenen Bäcker….. und ich muss eigentlich nur ausgleichend ergänzen. Manchmal gibt mir die Natur etwas dazu. Meine Ansprüche sind nicht sehr hoch. Auch mit einer Rohkost-Dauerdiät würde ich zurechtkommen. Die Frage wird aufkommen, wenn es tatsächlich bei heißem Wetter keine Kühlung gibt und wenn ich mir bei Kälte nirgendwo etwas warm machen kann. Aber nach wie vor: es geht ja nicht darum, die Wildnis zu erkunden, sondern in erster Linie darum, immer in einem sozialen Kontext unterwegs zu sein.
# Die Frage der Körperhygieneinfrastruktur hat auch eine Lösung gefunden. Eine Duscheinladung einmal die Woche ist bisher immer aufgetaucht. Sonst muß und kann Katzenwäsche reichen. Meine Arbeit am Webstuhl ist ja nun weder mit hoher Schweiss- noch mit hoher Schmutzbildung verbunden. Aber wenn es so schwülwarm ist, wie diesen Sommer, ist die Dusche fast wichtiger, als wenn es kalt ist. Da reicht die Wärmflasche. Man bekommt ein gutes Auge für öffentliche Strukturen (Trinkbrunnen und Toiletten) und man beginnt, auf den Körper zu achten, um zu wissen, wann er was braucht, und ihn zu trainieren. Ich bin froh, über die Wechseljahre hinweg zu sein. Die Menstruation mit allem, was dazu gehören kann, muss ich in meiner Planung nicht mehr berücksichtigen.
# Es hilft, die Orts-Sprache zu beherrschen. Die Nähe zur polnischen und tschechischen Grenze, die Zittau mit sich bringt, lassen natürlich Gedanken in mir aufkommen, wie es funktionieren wird, wenn ich diese Ortssprache nicht beherrsche. Es wird auf alle Fälle spannender sein. In Zittau besuchte mich ein Roma-Paar aus der Tschechischen Republik. Beide waren vollkommen begeistert vom Mobilen Webatelier. Mit Händen und Füßen und viel, viel Gelächter haben wir uns verständigt. Es ging. Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn wir alle als erste Fremdsprache Esperanto in der Schule gelernt hätten…..
# Die Transport-Vorbereitungen, das Verstauen der Kisten, das Ver- und Entzurren geht immer routinierter und damit schneller. So langsam habe ich eine guter Gewichtsverteilung gefunden. Martin meinte, das KUKUmobil liegt jetzt gut auf der Strasse und auf der Kupplung. Das Gewicht bleibt, auch die Tieflage des Anhängers und sein Luftwiderstand. Daran kann ich nichts ändern. ABER ansonsten schnurrt er bei 80 km/h gut auf dem Asphalt. Trotzdem wird es immer eine Herausforderung sein, jemanden zu finden, der sich bereit erklärt, den Transport zum nächsten Standort zu übernehmen. Ich denke, wenn ich erst einmal auf Reisen bin und es nicht immer diesen langen Weg aus Berlin raus und zurück nach Berlin gibt, die bisher Martin übernommen hat, kann es funktionieren. Das hat es mit Cottbus und dem Spreewald getan, und auch mit Großschönau und Zittau. Es sollten halt Strecken sein, die zwei oder drei Stunden Fahrt nicht überschreiten. Also Reiseabschnitte von ca. 200 km.
# Wahrscheinlich ist es bei ganz kleinen Sozialgefügen anders und da reicht ein Tag oder zwei, bis alle wissen, was es mit dem KUKUmobil auf sich hat, aber die bisherige Reiseerfahrung hat mir gezeigt, dass ich mindestens eine Woche an einem Standort einrechnen sollte. Ein Tag fürs gegenseitige Beschnuppern, ein Tag für die Wagemutigen, extrem Neugierigen und die schon bestehenden Kontakte. Ein Tag für die eher Zögerlichen. Ein Tag für die, die mitgebracht werden von den Wagemutigen oder sich haben anstecken lassen von den Erzählungen der extrem Neugierigen. Ein Tag für die Wiederkommer und die Weitererzähltbekommenhabenden. Ein Tag für die ersten Ideen. Jetzt sind wir bei Tag 6 und es wird interessant, denn gemeinsam denken wir darüber nach, wie und wohin es weitergehen kann. Das war in Cottbus so, und das war jetzt in Zittau so, und das gibt mir Mut zu denken, dass es auch auf der großen Reise so sein kann.
# Zwei große Herausforderungen zeichnen sich ab:
1. für mich als Mensch und Künstlerin das richtige Maß an Öffentlichkeit zu erkunden, das mir Zeit gibt, Erlebtes und Erzähltes zu verarbeiten und in die Bildwirkerei einfliessen zu lassen; die kleine Privatsphäre zu wahren, die jeder braucht; für Ausnahmefälle gewappnet zu sein, z. B. wenn einen dann doch mal eine Erkältung erwischt; selbst im ausgewogenen Maß erzählen zu können….
2. für das KUKUmobil als Projekt eine alternative Finanzierung aufzubauen, fern von großen Förderanträgen; zwischen Planung im Voraus und Spontanität abzuwägen und daraus eine solide Organisationsstruktur für die Reise zu entwickeln, bei der einige Standorte vielleicht terminbezogen und gezielt angesteuert werden und dadurch die Möglichkeit der Werbung für das Projekt und für mögliche Kurse überhaupt erst gegeben ist….
Ich bin SEHR gespannt, wie es weitergeht. Aber eins nach dem anderen.
Jetzt geht es erst einmal darum, alles vorzubereiten für die letzte Woche im September, mit Ausstellungseröffnung, Feier, …. und den letzten Kurs Bildwirkerei in Berlin (da sind noch Plätze frei).
Darum wird es in den kommenden Blogeinträgen gehen. Also immer mal wieder vorbeischauen……. oder einen Kommentar hinterlassen, dann weiß ich, dass ihr interessiert seid.