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Aus der Stille heraus. Teil 2

Am Nordeuropa-Institut.

Das Nordeuropa-Institut liegt etwas versteckt, für diejenigen, die in der Welt der Berliner Universitäten nicht so unterwegs sind, in der Nähe des S-Bahnhof Friedrichstraße, fast gegenüber des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums.

Vor ein paar Wochen war ich dort. Dörte Linke hat mich dorthin eingeladen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Neuere skandinavische Literaturen und bietet dort im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit ein Vorlesungsbegleitendes Kolloquium an mit dem Titel „Handarbeiten in der skandinavischen Literatur und Kultur“. Kennengelernt haben wir uns aber nicht an der Humboldt-Universität, denn das ist ja nicht die Welt, in der ich mich bewege.

Kennengelernt haben wir uns bei einem meiner Bildwirkereikurse an der VHS. Dort war Dörte „Wiederholungstäterin“ und hat mit viel Liebe die praktische und philosophische Welt der Bildwirkerei erkundet. Und in diesem Zusammenhang entstand die Einladung, mal eine Vortrag für die Studierenden zu halten, die ihre Veranstaltung besuchen.

Gerne habe ich diese Einladung angenommen und mich mit meinen Wirkereien und meinem Wirken auf einen Ausflug in die akademische Welt begeben und versucht,  in den zwei Stunden, die mir zur Verfügung standen, etwas von dem zu vermitteln, was für mich die Arbeit mit den Händen, dem textilen Medium, der Weberei, bedeutet, und wie sie meine Sicht auf das Leben und mein Leben ausgestaltet.

Es war eine spannende Erfahrung, auch über die Fragen der Studierenden zu begreifen, wie sie meine Erzählung wahrnehmen und was sie bei ihnen auslöst.

Eine Woche später habe ich wiederholt, als Gasthörerin. Thema war ein Blick auf die Biografien und das Werk unterschiedlicher Textilkünstlerinnen, darunter unter anderen Frida Hansen, Hanna Ryggen und Märta Maas Fjetterström.

Es war interessant, von Dörte den Zusammenhang erzählt zu bekommen, wie die norwegische Bildwirkerei nicht nur überlebt, sondern einen festen Platz und einen anderen Stellenwert innerhalb der skandinavischen Kultur bewahrt hat. Ich beneide sie darum, aber letztendlich geht es uns allen, die wir nach wie vor mit den Fäden malen, wie es viele Generationen von Menschen vor uns getan haben, darum, das Wissen lebendig und bereit zu halten, als Werkzeug unseres kreativen Geistes.

Es war auch extrem interessant, zu erfahren, wie denn der Umgang aus der akademischen Perspektive heraus auf eine Welt wie die der Handarbeiten ist, die ja nun erst einmal weit weg von eben dieser akademischen Welt besteht und auch nie wirklich akademisiert wurde. Ob diese Tatsache nun von Vor- oder Nachteil ist, das mag von der eigenen Sicht auf die Welt abhängen und von den unterschiedlichen Kontexten, in denen man sich bewegt. Meiner war immer der außerakademische und der Wissenstransfer der mich reizt, ist derjenige, der möglichst eng mit dem Alltag der Menschen verwoben ist. Ich gebe zu, meine Grundhaltung der Akademisierung gegenüber ist eher mit Vorbehalten belegt, was sicherlich auch mit meiner eigenen Biographie zu tun hat. Deswegen sind solche Exkursionen und der damit verbundene Wechsel der Perspektive für mich besonders bereichernd.

 

 

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