Von Sämännern und Sammlerinnen
Seit drei Monaten fahre ich nun fast täglich mit der Tram zur KUKUmobil-Baustelle in der Langhansstrasse, versuchte bis vor zwei Wochen einen Sitzplatz auf der Schattenseite zu erhaschen, will sagen in Fahrtrichtung links, und sehe mir mal in Gedanken versunken, mal konzentriert, die vorbeiziehende Stadtlandschaft an.
Zu dieser Landschaft gehört der Loeperplatz, der, wie ich heute bei Wikipedia noch einmal nachgelesen habe, aus dem Anger des ehemaligen Dorfes Lichtenberg entstand. Um 1890 erhielt er zunächst den Namen Wilhelmplatz nach dem deutschen Kaiser. Unter dem Bürgermeister Oskar Ziethen wurde er 1914 in Loeperplatz umbenannt, womit an die für Lichtenberg bedeutende Familie Loeper erinnert wird.
Dort steht im Schatten der ehemaligen Dorfkirche die Skulptur eines Sämannes, der wohl den ehemaligen Großbauern Julius Loeper darstellt. Diese Sandsteinplastik wurde im Zuge der Umbauarbeiten des Platzes zu einem Schmuckplatz um das Jahr 1915 aufgestellt, der Künstler ist nicht bekannt.
Soweit Wikipedia. Über drei Monate lang habe ich mich gefragt, was dieser Sämann dort wohl sät. Irgendetwas muss es doch sein. Nicht nur abstrakt, nicht nur metaphorisch…. Oder lädt dieser Ort ein, selbst zu säen…..
Heute bin ich nach drei Tagen Baupause wieder diese Strecke gefahren. Und heute habe ich sie gesehen, zu Füßen des Sämannes: es sind Herbstzeitlose.
Ich habe mir die Zeit nehmen können, bin ausgestiegen, um Fotos zu machen…… und bin dabei einer Sammlerin begegnet, die an diesem spätsommerlich-sonnigen Tag noch immer unterwegs war und für die Zukunft sorgte.
Auf der anderen Seite der Kirche, Richtung Frankfurter Allee wird das dreieckige Rasenstück von Kastanien gesäumt. Eine dieser Kastanien wurde heute zurückgeschnitten. Sie sieht krank aus. Die verbleibenden Äste sind jetzt, wo alle anderen noch ihre trockenbrau gewordenen Blätter halten, schon kahl. Der Boden lag voller Kastanien, die durch den Schnitt vorzeitig vom Ast getrennt wurden.