Bei 36 Grad in einem muckeligwarmen Atelier mit Wolle zu arbeiten, fällt selbst mir nicht leicht. Da sind Ablenkungen sehr willkommen. Zum Beispiel solche, die einen in eine andere, unbekannte Welt der Liebe und Leidenschaft zu Kunst und Handwerk führen.
In der Werkstatt von Gangolf Ulbricht im Kunstquartier Bethanien ist es deutlich kühler als bei mir. Ich hab mich mit Paola verabredet, die hier in den vergangenen Monaten als Praktikantin einen Einblick in die Kunst des Papierschöpfens tun durfte. Da sie bald nach Frankreich zurückgeht, wollten wir beide diese Gelegenheit nutzen. Sie, um mich teilhaben zu lassen, an dem, was sie gelernt hat; ich, um meiner Neugier freien Lauf zu lassen…..
Selbst im Handwerk und in der Kunst unterwegs, weiss ich, wie es sich anfühlt, wenn man Besuch in der Werkstatt hat. Manchmal passt es, manchmal nicht unbedingt; manchmal nerven die Fragen, banal oder nicht, manchmal entstehen spannende Gespräche. Nicht alles kann in der kurzen Zeit erklärt werden, nicht alles will man jedem erklären. Aber immer trägt einen der Wunsch, deutlich zu machen, wie wichtig es ist, das Wissen, das Handwerk und die Kunst zu bewahren, für die man selbst brennt.
Es war ein großes Geschenk, diesen Einblick tun zu dürfen in eine mir bis dahin nicht sehr vertraute Welt. Es war eine inspirierende Reise von der Bodenständigkeit der Technik hin zur fast unfassbaren Luftigkeit, die einem Papier inne sein kann.
Wer mehr über über die Papierwerkstatt von Gangolf Ulbricht erfahren möchte, die Papiere, die er schöpft, die Kurse, die er gibt, der findet HIER weitere Information.
Ich habe neben der Zeit, der Aufmerksamkeit und den Erklärungen auf meine mehr oder weniger sinnvollen Fragen einen Bogen von diesem unglaublichen Papier geschenkt bekommen, den Paola geschöpft hat. Das „Berlin Tissue“ wiegt nur 2 g/m2. Hergestellt wird es aus den japanischen Fasern Koso und Mitsumata.
Ein Hauch von Papier.