berlin _ 861 _ fundstück

Geduld

Geduld. Gelassenheit. O wem gelänge

Es still in sich in dieser Zeit zu ruhn,

Und wer vermöchte die Zusammenhänge

Mit allem Grauen von sich abzutun?

Zwar blüht das Land. Die reichen Zweige wehen,

Doch Blut und Tränen tränken rings die Erde

Und in der Tage stillem Kommen, Gehen

Verfällt das Herz der tiefsten Ungebärde.

Und ist des Leidens satt und will ein Ende

Und schreit für Tausende nach einer Frist,

Nach einem Zeichen, dass das Kreuz sich wende.

Und weiß doch nicht, mit welchem Maß der Bogen

Des Unheils über diese Welt gezogen

Und welches Schicksal ihm bereitet ist.

Marie Luise Kaschnitz

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