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Leider sind die Gründe sich auf das Fahrrad zu schwingen und an einen bestimmten Ort zu radeln nicht immer erfreulich, aber deswegen ist es nicht weniger wichtig, es zu tun.

Heute war, wie schon öfter seit ich in Berlin lebe und das Fahrrad einen nicht unerheblichen Raum in meinem Alltag, in meiner Wahrnehmung und auch in meiner Art die Stadt und die Menschen zu erleben, eingenommen hat, vom Volksentscheid Fahrrad und dem ADFC eine Trauerkundgebung angesagt. In zwei Tagen sind bei zwei Unfällen zwei Kinder im Berliner Strassenverkehr ums Leben gekommen.

Wir haben uns heute am Unfallort versammelt, um der Toten zu gedenken, um den Familien und allen Freunden und Bekannten unser Mitgefühl zu vermitteln und in der anschließenden Fahrraddemo zum Roten Rathaus mehr Konsequenz bei der Durchsetzung entscheidender Massnahmen zum Schutz der Fahrradfahrenden Bevölkerung und allgemein aller anderen VerkehrsteilnehmerInnen von Seiten der Politiker einzufordern, um #VisionZero Realität werden lassen.

002Trauerkundgebung heute, am Unfallort, Blockdammweg, Ecke Köpenicker Chaussee

Ich bin keine besonders wagemutige Fahrradfahrerin, dazu fehlt mir die Übung, mein Fahrrad ist eher schwerfällig und meine Reflexe und Körperkraft halten sich in Grenzen. Aber ich habe in dieser Stadt meine Liebe zum Fahrrad entdeckt. Die Unabhängigkeit, der Bewegungsspielraum, die Geschwindigkeit…… Mehrmals hab ich schon davon erzählt, wie sehr ich es geniesse, diese Stadt vom Sattel meines Drahtesels aus zu erforschen und kennen zu lernen.

Dabei hab auch ich, wie wohl jeder Radfahrer und jede Radfahrerin, hin und wieder schon mal Situationen im Strassenverkehr erlebt, bei denen ich mich mehr als bedrängt gefühlt habe. Glücklicherweise war es nie richtig gefährlich, aber oft ist die Anspannung so gross gewesen, dass sie für eine Zeit die Freude am Radfahren überdeckt hat. Und auch Uli auf dem Rad zu wissen, bleibt nicht immer ohne Sorge.

Nun steht ein weiteres Geisterfahrrad in der Berliner Strassenlandschaft und Morgen wird noch eins dazu kommen. Es wäre schön, zu denken, dass es die letzten sein werden, dass es keine tödlichen Unfälle mehr geben wird. Ich weiss, es ist Wunschdenken und es wird noch geraume Zeit dauern, bis die Vision Zero Realität wird, und es mag sein, dass sie nie ganz zu erreichen sein wird, denn Unfälle sind Teil unseres Lebens, in allen Bereichen, und eben auch im Strassenverkehr. Aber von der jetzigen Situation bis zur Unvermeidlichkeit gibt es noch ’ne Menge Handlungsspielraum; vieles, was man tun könnte, wenn man wirklich wollte. Und es ist an uns, diesen politischen Willen einzufordern, immer wieder auf Neue.

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