Mein Kleiderschrank
Mein Kleiderschrank ein Thema für einen Blogeintrag? Ja, irgendwie schon. Denn was im Schrank ist, muss für die bevorstehende Reise in Kisten gepackt werden. Aber nicht alles, und darin liegt gerade der Zauber und die Herausforderung: zu überlegen, was ich gerne mitnehmen möchte auf die Reise mit dem KUKUmobil, und nebenbei: WARUM?!
Ich habe jetzt nicht soooo viele Klamotten, aber doch mehr, als in die Kisten passen wird, die ich für Persönliches vorgesehen habe. Eine ist schon reserviert für „Bettgeschichten & Wärmflasche!!!“ und den „Kulturbeutel“. Eine andere für meine drei Lieblingswollpullover und……
…..für meine „Huipiles“. Das sind meist handgewebte (oft an einem Rücken, bzw. Becken-Gurt-Webrahmen) Blusen, die von den Frauen in Mittelamerika (Mexico, Guatemala….. ) getragen werden. Vom Schnitt her sind sie ganz einfach: gerade, sehr breit und aus drei Stoffbahnen zusammengesetzt, wobei vor allem die mittlere Stoffbahn reiche direkt eingewebte oder später aufgestickte Verzierungen aufweist.
So, wie es auch bei uns der Fall war, als wir noch Trachten trugen, hat jeder Ort oder jede Region einen besonderen Muster- und Farbcode. Dadurch dient das Kleidungsstück nicht nur zur Bedeckung und zum Schutz des Körpers, sondern es erfüllt auch einen stark identitäre Funktion. Man weiß, woher jemand kommt und man erkennt sich als zugehörig zueinander. Das mag einengend wirken oder tragend, je nachdem, auf welcher Suche man ist.
Als Nomadin fand ich es immer schon faszinierend, wie viele Funktionen gerade Textilien, die leicht zu verstauen und zu transportieren sind, erfüllen können. Auch habe ich nie das Bedürfnis gehabt, mit der Mode zu gehen und meinen Kleiderschrank, um den es ja hier geht, jedes Jahr umzufüllen. Im Gegenteil gibt es von mir heiß geliebte Kleidungsstücke, die mir sprichwörtlich eine zweite Haut geworden sind, ein Pullover einer lieben Freundin, der mich seit 20 Jahren begleitet, selbstverständlich meine selbstgestrickten Winterpullover, und natürlich meine Huipiles; die, die ich mir 1984 aus Guatemala mitgebracht habe, aber auch die, die in den Jahren dazugekommen sind.
Und da gibt es Zuwachs: Auf meiner Reise durch die Oberlausitz im August habe ich in Großschönau Barbara Okeke kennengelernt. Sie ist Handweberin und lebt seit vielen Jahrzehnten in Guatemala, genau gesagt am Atitlansee. Über ihre Ausstellung habe ich bereits berichtet, auch darüber, wie überrascht ich von mir selbst war, dass mich die Blumenmotive der Huipiles, die sie mitgebracht hatte, so sehr faszinierten, dass ich mir einen gekauft habe.
Barbara hat mir zum Abschied ein zweites Stück geschenkt, ein Mittelstück, genau den Streifen also, der so reich verziert daherkommt.
Wie bei vielen Originalhuipilen ergibt sich für uns dickköpfige Europäerinnen ein Problem: wir müssen uns den Halsausschnitt vergrößern, sonst passt der Kopf nicht durch. Und in diesem Fall musste ich mir überlegen, wie ich dieses Mittelstück zu einem kompletten Hupil werden lassen kann.
Lösung gefunden! Ich habe einen schönen Baumwollstoff gefunden, eingefärbt und an den Ärmeln mit einer Perlenfädelei verziert, die das Muster der Weberei aufnimmt. Er trägt sich wunderbar und ich liebe ihn jetzt schon.
So trage ich alles zusammen in einem Stück bei mir: die Erinnerung an den schönen Sommer in der Oberlausitz und an Barbara. Aber die Fäden reichen noch viel weiter und verbinden mich mit den Erinnerungen an meine eigene Zeit in Guatemala. Mal eben so, 40 Jahre einfädelt in einem Huipil.