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Nachtrag II _  Der Kurs in der „OLW“

Bildwirkerei

Drei_ Tage_Intensivkurs. Das hat mich einmal mehr nach Großschönau in die Oberlausitzer Webschule gebracht. Im ersten Webersommer. Drei Tage, das sind Freitag, Samstag und Sonntag….. Intensiv, das bedeutet, dass wir wirklich den ganzen Tag vor dem Webrahmen sitzen werden um unser Bild zu weben. Und zwar höchst konzentriert und fokussiert, denn sonst wird die Zeit nicht reichen…..

Wie immer beginnt er für mich mit der Bereitstellung aller notwendigen Werkzeuge und Materialien. Das gestaltet sich jetzt, mit dem KUKUmobil, wesentlich leichter. Alles ist transportbereit in Kisten sortiert. Zwei Griffe, und schon ist alles organisiert …… naja, so ungefähr.

In der Webschule ist es ein Leichtes, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Das ist nicht immer so. Manchmal sind es nüchterne Klassenzimmer, die erst einmal imprägniert werden müssen, mit ein klein wenig Freiheit, Farbe und Fröhlichkeit…..

Am ersten Tag, dem Freitag, beginnen wir nachmittags. Da kommen wir erfahrungsgemäß so weit, dass alle Webrahmen mit der Kette bespannt sind und die Webkante im Entstehen begriffen ist. Während der Vorbereitung, die hinsichtlich der erforderlichen Konzentration jetzt nicht so anspruchsvoll ist, wie die zwei kommenden Tage, erzähle ich gerne etwas über die Geschichte der Bildwirkerei, ihre Besonderheiten in Abgrenzung zur Weberei, aber auch ihre Gemeinsamkeiten mit der Malerei und der Philosophie. Denn mir geht es um mehr als ein Bild zu weben.

Ich schicke die Kursteilnehmenden am ersten Tag immer mit einer „Hausaufgabe“ heim: sie sollen sich Gedanken darüber machen, welches Motiv sie während des Kurswochenendes umsetzen wollen.

Dazu gebe ich ihnen einige Empfehlungen auf den Weg :

1. Der Entwurf  ist 12 x 12 cm groß. An allen vier Seiten soll es außerdem einen kleinen Rand, ca. 1,5 cm breit, geben. Diesen Rand brauchen wir später, um den Entwurf an der Webkante anzunähen. In welcher Ausrichtung der Entwurf angenäht wird, d.h. welche von den vier Seiten dann tatsächlich diejenigen sein wird, die bei der Arbeit „unten“ liegt, wird am kommenden Tag entschieden.

2. Nicht zu kleinteilig werden, denn die Anzahl der Kettfäden ist begrenzt und zu kleine Flächen können dann nicht gut ausgearbeitet werden.

3. Keine Konturen einplanen, denn jede Kontur belegt einen Kettfaden. Wenn Konturen in der Vertikalen laufen, wird es kompliziert. Farbflächen stoßen also direkt aufeinander.

4. Das Motiv etwas vom Rand entfernt anlegen. Ränder sind an sich Bereiche des Gewebes, auf die man immer ein Auge haben muss. Der Rand soll möglichst gerade bleiben, möglichst gleich mäßig. Wenn das Motiv zu nah an den Rand gesetzt wird, kann sich dort ein Gewebestreifen von zwei, drei oder vier Kettfäden ergeben. Dort muss dann extrem auf die richtige Spannung des Schussfadens geachtet werden.

5. Nicht zu graphisch werden, gerade beim ersten Entwurf. Prinzipiell kann man alle Bilder weben, aber Linien stellen vor allem für Anfänger:innen eine große Herausforderung dar.

6. Der Kreis ist eine der kompliziertesten geometrischen Formen, die wir weben können. Nur so, um es mal gesagt zu haben.

Das sind die Empfehlungen, mit denen alle nach Hause gehen. Ich bin dann immer sehr gespannt, was daraus gemacht wird. Manche mögen Herausforderungen, manche suchen einen überschaubaren Rahmen. Bilder weben ist eben wie Leben. So unterschiedlich wie die Menschen in ihrem Wesen sind und die Gedankenwelt in der sie wandern, so unterschiedlich sind auch die Ideen, die sie zu Papier bringen.

1 _ Heike

Heike hat sich für einen Fisch entschieden. Den Hintergrund hat sie in unterschiedliche wellenförmige Flächen aufgeteilt. Die Webwolle, mit der sie arbeitet, kann zweifädig in die Kette eingebracht werden. Dadurch besteht die Möglichkeit, auch „meliert“ wirkende Flächen zu gestalten und leichte Farbverläufe anzulegen. Im Fisch sieht man sehr schön, wie sie vom kräftigen Rot am Bauch zum dunklen Lila am Rücken „wandert“, indem sie Farben unterschiedlich kombiniert.

2_ Simone

Simone hat sich entschieden ohne Bildvorlage zu arbeiten und dafür einige Übungen zu Techniken des Farbverlaufs durchzuexerzieren. Begonnen hat sie mit den kassischen „hachures“, also den Schraffierungen in unterschiedlichen Farbkombinationen, ist dann übergegangen zu einer sehr feinen Webwolle, bei der 4 Materialfäden zu einem Arbeitsfaden zusammengelegt werden und dadurch schon „auf der Gobelinpinne“ gemischt werden kann. Das bringt sehr viel Subtilität in den Farbverlauf.

Abgeschlossen hat sie ihre Arbeit mit einer Übung zum „Pointillismus“ und einer „wilden hachure“.

 

3 _ Manuela

Manuela brachte eine graphische Zeichnung mit, die wir aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit, leicht vereinfacht haben. Der Entwurf wurde von ihr zweifarbig umgesetzt.

 

4 _ Annemarie

Was webt jemand, der Katzen liebt? Genau, eine Katze. Und was webt man, wenn man Herausforderungen liebt? Genau, einen Kreis. Und wie bringt man Kreis und Katze zusammen? Genau, in einer Vollmondnacht.

Sehr schön ist die Lösung, die Annemarie gefunden hat, um die lange Vertikale, die sich zwischen Himmel und Erde über das gesamte Bildfeld erstreckt  webtechnisch aufzubrechen, damit die Weberei einfacher wird. Denn dass die Katze sich „liegend“ besser webt, und der Entwurf daher um 90° gedreht werden musste, das war ihr schnell klar.

 

Danke Annemarie, Manuela, Simone und Heike, für eure Zeit. Mir hat es wie immer sehr viel Spaß gemacht euch etwas von dem mitgeben zu können, was mich an der Bildwirkerei so begeistert. Und wer weiss, vielleicht zündet ja auch bei euch ein kleines Flämmchen der Leidenschaft.

Danke an Steffi Friebolin, von der Oberlausitzer Webschule, dass es zu diesem Kurs kommen konnte. Gerne wieder einmal. 🙂

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1 Antwort zu großschönau _ 1242 _ textil

  1. Berthild Lorenz sagt:

    Menschenskinder iss ditt schööööööön!
    Toll, dass wer guckt so intesiv dabei sein drf! Danke!

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