march for science

002Humbodt-Universität Berlin

Samstag, 22. April.  Schnell bietet sich in Berlin die Gelegenheit als Bürger aktiv zu werden. Das ist einer der Vorteile einer Grossstadt, abgsehen davon, dass man immer eine mehr oder weniger grosse Gruppe von Menschen findet, die mitmacht, und oft genug Organisatoren, die solche Gelegenheiten schaffen, sodass man sich „nur“ einklinken muss. Erholsam.

Heute war es, ich denk mal unter anderem auch dank der institutionellen Unterstützung der Unis und unterschiedlicher mit der akademischen Welt verbundenen Einrichtungen, eine grosse Gruppe Menschen, so gross (geschätzte 11.000 Menschen), dass selbst die Organisatoren freudig überrascht waren.

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Wir hatten uns relativ spontan entschlossen hinzugehen, teils weil ich zugestandener-massen eine Art Nachholbedarf habe, was Demos betrifft; zum Teil aber auch, weil ich seit einiger Zeit, besonders aber angesichts der Tatsache, dass Lea der Abschluss ihrer ersten Etappe kurz bevorsteht und sie sich Gedanken darüber ihre Zukunftsper-spektiven macht, gleich ob auf dem freien Arbeitsmarkt oder innerhalb einer weiterfühenden akademischen Ausbildung, mit Sorge die Veränderungen verfolge, die generell den Bildungssektor aber eben auch speziell den Hochschulsektor bezüglich der Lehr- als auch der  Forschungstätigkeit betreffen. Wenn die Zeiten für die Kunst nie besonders leicht gewesen sind, so werden sie  für die Wissenschaften wieder schwerer.

003Alexander von Humboldt, Humboldt-Universität Berlin

Kunst um der Kunst willen war immer eine schwer zu vermittelnde, schwer zu verstehende und schwer zu lebende Lebenseinstellung. Spätestens seit sich die Kunstwelt in grossem Masse den Regeln der freien Marktwirtschaft unterworfen hat, der Regulierung durch Angebot und Nachfrage, den Moden, Strömungen und Rentabilitätsanforderungen, ist ein hohes Mass der künstlerischen Freiheit auf der Strecke geblieben.

Ganz änlich sehe ich es bei der wissenschaftlichen Arbeit. Das Forschen um des Forschens willen, das nicht an Profit orientierte und auf Rentabilität ausgerichtete wissenschaftliche Arbeiten braucht, wie die Kunst, eine der teuersten Ressourcen, die wir in der Aktualität zu bieten haben: ZEIT.

Und es gibt hat Dinge, die man nicht mit Zeit aufrechnen kann, darf und sollte. Zeit sollte eben NICHT zum Mass aller Dinge werden. Und ich denke wir merken es als Individuen und als Gesellschaft sehr wohl, dass es uns nicht gut tut, dies zugelassen zu haben. In der Debatte um die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens geht es unter anderem, und das liegt mir sehr am Herzen, gerade darum die Ressource ZEIT dem Individuum wieder im Rahmen einer grösseren Selbstbestimmung zur Verfügung zu stellen.

Neben der Gleichstellung der Geschlechter während und nach der akademischen Ausbildung, dem berechtigten Verlangen nach besseren Arbeits-, Lehr- und Forschungsbedingungen, einer grösseren Sicherheit was die Dauer der Arbeitsverträge anbelangt, einer Entlastung der zunehmenden Anforderungen im Projektmanagement, die der eigentlichen Arbeit oft zu viel Zeit und Energie abverlangen, und der Verteidigung der Lehrfreiheit, ist der Kampf um die Ressource Zeit sicherlich der wichigste und der schwerste zugleich. Unter anderem, weil er einer Gesellschaft bedarf, die diese Einforderungen nachvollziehen kann und zu tragen bereit ist.

Forschung, um der Forschung willen ist so wichtig wie Kunst, um der Kunst willen. Für die Gesellschaft im gleichen Masse, wie für jedes Individuum. Aus diesem Verständnis heraus unterstütze ich als Künstlerin gerne solche Initiativen wie MarchforSience und kann nur hoffen, dass wenn wir Künstler auf die Strasse gehen, auch die ein oder anderen Wissenschaftler sich zu uns gesellen.

Wie auch immer, fand ich es nett am Samstag. Also mein Dank an alle, die die Demo in Berlin organisiert haben, gesprochen haben und mit dabei waren.

R 1, links nach rechts: Sara Krieg (Mitorganisatorin und Masterstudentin an der Technischen Universität Berlin), Dr. Ludwig Kronthaler, Humboldt-Universität, Vizepräsident für Haushalt, Personal und Technik, Andrea Bossmann, Vorstand AK Chancengleichheit, Deutsche Physikalische Gesellschaft
R 2: Amardeo Sarma, Vorstand Gesellschaft zur wissenschaftlicher Untersuchung von Parawissenschaften, Sonja Jost, CEO, DexLeChem GmbH, Michael Fritz, Vorstand Haus der Kleinen Forscher

Ein bisschen an die Grenze gedrängt fand ich mich nur bei Herrn Sarma und seinem offenen „Angriff“ gegen einige Thesen der Waldorfphilosophie und deren Umsetzung in die Praxis, soweit wie ich es verstanden habe geht es da vor allem um die Diskussion über die Homöopatie, etc. Die nahm ich als bereits überwunden an, da muss ich mich wohl noch auf den aktuellen Stand der Dinge bringen.

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