so richtig „rural“…. (2)

Freitag:

Diskussionsrunde organisiert von der Frauengruppe „Mujeres por la Igualdad – Tejiendo Cambios“ in Aguilar de Campoo. Thema:  Frauen im Spanischen Kino.  Das hat besonders viel Sinn, wenn man bedenkt, dass hier in Aguilar seit inzwischen einundzwanzig Jahren jeden Dezember ein Kurzfilmfestival stattfindet. Die Frauengruppe vergibt in dessen Rahmen einen Sonderpreis für den „Besten Film einer Filmemacherin“, dessen Sinn ich nun wieder recht umstritten finde und meinen Standpunkt bei den entsprechenden Debatten auch immer wieder dargelegt habe. Denn meiner Meinung nach muss es bei einem Festival ausschliesslich um die Arbeiten gehen, nicht darum, ob Männlein oder Weiblein hinter der Kamara steht. So sehe ich das jedenfalls, denn wenn ich als Bildende Künstlerin ausstelle, möchte ich durch und über meine Arbeit dem Publikum das vermitteln, was mir am Herzen liegt,  als kunstschaffender Mensch, manchmal vielleicht auch als Frau, oder Tochter, oder Mutter, oder Deutsche oder Fremde in Zeit und Raum, oder, oder, oder….

Wenn ich ins Museum gehe, schau ich mir erst die Werke an, und dann das Schildchen mit dem Namen,  und wenn ich ins Kino gehe, achte ich nicht darauf, ob der Film von einer Filmemacherin oder einem Filmemacher stammt. Und wenn es um die Annäherung der Geschlechter als Grundstein für eine neue Gesellschaft geht, dann interessieren mich viel mehr diejenigen Filme, in denen es einem Mann gelungen ist, Frauen glaubhaft und differenziert darzustellen und zu verstehen, oder Frauen, Männer glaubhaft und differenziert darzustellen und zu verstehen. Da geschieht meines Erachtens das, was uns alle interessieren sollte. Also wenn einen Preis, dann für den Film, der diese Arbeit bewusst, und nicht zufällig leistet, denn Zufälle gibt es ja auch im Leben.

Diese kleine Unstimmigkeit hinsichtlich der Kriterien ändert nichts an der Tatsache, dass die Anzahl spanischer Kurzfilmemacherinnen erstaunlich gering ist, sehr gering sogar. Noch dazu im Vergleich mit dem restlichen Europa oder sogar Lateinamerika. Woran das liegen mag, ist eine Frage die mich sehr beschäftigt. Denn wenn man dem Grund auf die Spur kommt, weiss man vielleicht auch, wo man anzusetzen hat, um diese Situation zu ändern.  An der Ausbildung liegt es anscheinend nicht mehr, das wurde von den Diskussionsteilnehmerinnen bestätigt. Und Isabel Ocampo, die vor zwei Jahren den Preis der Frauengruppe erhalten hatte, ist mit mir einer Meinung, dass es für die Frauen im Kino nicht förderlich ist, sie aus dem direkten Vergleich herauszuziehen und durch einen Sonderpreis sozusagen in eine andere Sphäre zu katapultieren. Das hat auch nichts mit positiver Diskriminierung zu tun, die muss vielleicht an anderer Stelle beginnen.

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