bratislava _ 1357 _ natur

Bäume

Wahrnehmung ist selektiv. Immer, wieder. Seitdem ich im Tegler Forst vor der „Dicken Marie“ gestanden und danach über „Alte Bäume“ im Internet gelesen habe (Blogeintrag 1350), schau ich mir die Bäume, an denen ich so vorbei laufe, vor allem natürlich diejenigen, die in der Stadtlandschaft anzutreffen sind -denn in der Natur sieht man ja allzu oft den Baum vor lauter Wald nicht wirklich- ganz anders an; denke darüber nach, wie alt sie wohl sein mögen, was sie wohl alles erlebt haben mögen, ob ihnen ein würdevolles Altern gegönnt sein wird; denn das ist etwas, was ich erst kürzlich gelernt habe: der Gedanke, dass in der optimierten, in der „getrimmten“ und zurechtgestutzten Gegenwart ein alter Baum in Ruhe alt werden und sterben darf, auch wenn das manchmal bedeutet, dass er eher an eine Baumruine erinnert und viel Phantasie erforderlich ist, ihn in seiner ehemaligen Pracht zu erkennen.

Und solch eine Betrachtung hört auch an den administrativen Grenzen, mit denen Mensch Kontinente in Portionen unterteilt, nicht auf.

In Bratislava, zum Beispiel, gibt es im Zentrum der Stadt einen Baum der, gerade weil er alleine mitten auf einem großen Platz steht, die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und das tut er nicht, aufgrund seines schönen Wuchses, sondern ganz im Gegenteil, weil er in seiner Gebrechlichkeit eher Mitleid erregt. Die dicken Äste, die ihm geblieben sind, ruhen auf Stützen. Eine Baumkrone gibt es eigentlich nicht mehr. Auch im Sommer nicht.

Aber er steht dort. Ich weiss nicht, ob sich eine bestimmte Geschichte mit ihm verbinden läßt, ob er eine konkrete Bedeutung hat, für die Geschichte dieser Stadt, oder die Menschen, die dort wohnen. Was ich herausbekommen habe ist, dass es sich um einen Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) handelt (was im Winter, so ohne Blätter, Blüten oder Früchte nicht so einfach ist). Und der wiederum ist laut Wikipedia in Zentral- und Westchina beheimatet und wurde von dem Würzburger Naturforscher, Arzt und Japanologe Philipp Franz von Siebold im 19. Jahrhundert nach Europa gebracht. Dort wurde er zum Lieblingsbaum von Kaiser Franz Joseph. Viele der Bäume, die heute in allen Ländern des ehemaligen Österreichischen Kaiserreichs stehen, sind aufgrund seiner Anordnung dort gepflanzt worden. Damit ist auch die Häufung von Blauglockenbäumen in den Zentren der ehemaligen Monarchie erklärbar.

Baumperlen

Und wo wir gerade beim Thema „Bäume“ sind, habe ich beim Wandern durch die entsprechenden Seiten im Internet auch gelernt, dass die „Beulen“, die man manchmal an Stämmen sieht, Baumperlen genannt werden und das es Menschen gibt, die sie sammeln.

Die Baumperle zeigt an, dass ein Heilungsprozess an dieser Stelle stattfindet beziehungsweise stattgefunden hat. Die Heilung ist abgeschlossen, wenn sich die Perle leicht abpflücken lässt. Im Volksglauben heißt es, dass die Baumperlen die Kraft und Energie des Baumes enthalten. Da der Baum diese Perlen beim Prozess der Heilung bilden soll, tragen sie die Energie des Heilens in sich und zeigen, dass eine Verletzung positiv überwunden wurde.

 

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