Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehen.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Rainer Maria Rilke
Live bei den „Songs an einem Sommerabend“ 2014
Mit Jo Barnikel, Jens Fischer und Severin Trogbacher
VÖ auf Album „Wut und Zärtlichkeit“ 2011
Entzündet vom Weltenbrand,
ins Jetzt gepflanzt,
ewig in Rhythmen gebannt,
aus Klängen gestanzt,
tauchst in die Fluten du ein,
bis alles erlischt,
würdest gern Brandung sein,
endest als Gischt.
Dem Ganzen entzweit, doch ganz
auf dich gestellt
bleibt nur dein brüchiger Tanz
auf den Wogen der Welt,
und du erinnerst den Ton,
den großen Gesang,
dem vor Urzeiten schon
dein Wesen entsprang.
Trotzdem: was hält dich im Spiel?
Welcher Verdacht
leiht dir noch Licht und Ziel
in deiner Nacht?
Welches geheime Wort,
äonenfern,
schwingt sich im Geiste fort
durch Stunde und Stern?
Weshalb auch mancher Moment,
liebeverwebt,
der dir auf einmal bekennt,
warum es dich lebt?
Und so lugst du am Bug,
fährst nie im Hafen ein,
als wäre es Gnade genug,
Segel im Winde zu sein.
Entzündet vom Weltenbrand
ins Jetzt gepflanzt,
ewig in Rhythmen gebannt,
aus Klängen gestanzt,
tauchst in die Fluten du ein,
bis alles erlischt,
würdest gern Brandung sein,
endest als Gischt.
Wie gut es doch manchmal tut, einzutauchen in den kulturellen Nährboden, sich zu suhlen in den Klängen und den Geschmäcken der Vergangenheit, sich ganz vollzusaugen bis nichts mehr reinpasst.
Die vergangenen Tage waren voll davon und der Nährboden reich an Menschen, einige in der Nähe andere in der Ferne, die mit ihren Worten und Taten Spuren in mir hinterlassen haben. Sich in Dankbarkeit daran zu erinnern wer alles dazu beigetragen hat, dass meine Wahrnehmen und Fühlen, mein Denken und Tun in den entscheidenden Momenten die Richtung nahm, die mich dorthin geführt hat, wo ich heute stehe…. das ist ein Teil meiner „Arbeit“ während der vergangenen Raunächte gewesen.
Denn eigentlich hatte ich mir für dieses Jahr vorgenommen, den Ritualen, die allgemein mit diesen besonderen Tagen verbunden werden, zu folgen. In meinem spanischen Alltag waren sie nicht gegenwärtig, aber nach meiner Rückkehr nach Deutschland waren sie mir ausreichend oft in Erzählungen anderer begegnet, dass ich dachte, es wäre an der Zeit. Aufräumen, Raum Schaffen, freien.
Zeit zu Wandern zwischen Welten. Wenn sich Türen öffnen und man sich leicht verlieren kann und ebenso leicht finden. Wenn nichts so ist, wie es eben noch zu sein schien, wenn Wunderbares und Gespenstisches ineinander fließen. Zeit des Innehaltens. Zeit des Wanderns.