408 _ auf reisen _ zwischen den welten

Natürlich grabe ich auf der Suche nach Webstationen für die Reise mit der WanderndenWebWerkstatt zuallererst in meiner eigenen Vergangenheit, in meinem inneren Adressbuch der Begegnungen, das das Leben mich hat schreiben lassen. Zwischen Zeiten, Räumen und Erlebtem Fäden zu spannen und einen bunten Teppich zu weben, wird einer der Schwerpunkte des Projekts sein.

Zu den zahlreichen Anknüpfungspunkten gehört diese wunderbare Projekt, von dem ich euch berichten möchte. Sein Titel: „Anudando„[verknoten, Verbindungen knüpfen], dahinter steht, unter anderem Tierravoz Producciones, federführend für die Umsetzung im medialen Bereich, der Kommunikation und Bildung. Und hinter Tierravoz steht eine liebe Freundin von mir: Carmen Comadrán.

Vor langer Zeit schon hatte sie mir von diesem Projekt berichtet, und wir waren beide angetan von den Verknüpfungen, die sich über seinen Rahmen hinaus mit unser beider Biographien ergaben. Carmen kommt aus Bejar, ihr Vater war in der Textilindustrie unterwegs. Sie ist groß geworden in dieser Welt. Ich komme aus Ennepetal, nicht weit entfernt vom Reiseziel der Gruppe von 43 Frauen, über die dieser Dokumentarfilm berichtet. 43 Frauen, die sich am 19.03.1960 auf den Weg machten nach Lennep, Frauen, die als erste den Schritt in eine fremde Welt gewagt haben. Fremd bis auf eins: die Arbeit an den Spinnmaschinen.

Der Film berichtet von ihrer Zeit in Deutschland, aber auch von der Rückkehr nach Spanien und dem, was es bedeutet hat, für diese Frauen, aber auch für ihre Familien und ihr soziales Umfeld, nach einem Leben in einer ganz anderen Gesellschaft als der spanischen, dorthin zurückzukehren, wo ihre Reise begann.

Bejaranas en Alemania, las primeras trabajadoras de la emigración.

Und wie so oft ist Carmens Blick ein ganz besonderer, ein Blick auf das, was so oft viel zu wenig Beachtung findet. Natürlich könnte man hier eine Lanze brechen für die qualitativ hochwertige Textilproduktion in Béjar. Aber darum geht es ihr nicht in diesem Filmprojekt. Ihr geht es darum zu berichten, welch wichtige Rolle den Frauen in der Textilproduktion zukam.

«Bejaranas en Alemania, primeras trabajadoras de la emigración» [Bejaranas in Deutschland, die ersten Emigrantinnen] erzählt die Geschichte einiger dieser Frauen und damit der Textilindustrie hier und dort. Und sie tut es ganz bewußt aus der Geschlechterperspektive.

Übrigens, die Firma von damals, die Tuchfabrik Johann Wülfing & Sohn ist inzwischen Geschichte. 1996 schloss sie für immer ihre Tore als eines der letzten deutschen Opfer im Konkurrenzkampf der internationalen Textilindustrie. Seit 1997 pflegen die Mitglieder des Johann Wülfing & Sohn Museum e.V. die Erinnerungen an ihre versunkene Welt und machen sie für Interessierte zugänglich.

Hier auch ein kurzes Video über das Tuchmuseum Lennep. Tja, irgendwie sollte man jetzt diese beiden Welten wieder zusammen bringen, finde ich. Anudar, Verbindung knüpfen….

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