Ich habe im März meine Entscheidung getroffen, habe auf individueller Ebene definiert, wie ich mit der Pandemiesituation umgehen will, wieviel von meinem Leben ich diesem Virus geben will, oder eben nicht, und welche Konsequenzen ich bereit wäre zu tragen.
Seit dieser Zeit mache ich einen täglichen Spagat, denn im Verein ist meine individuelle Haltung als eine von vielen gefragt und ich bringe sie auch ein, aber als Gesamtheit und als Betreiber eines Begegnungsortes der mit öffentlichen Mitteln finanziert wird und Verantwortung hat für eine kleine Gruppe von Menschen, die hier ihren Arbeits- oder Einsatzort hat, die also nicht frei entscheiden kann, ob und unter welchen Umständen sie hier sind, ist meine Pflicht diese gemeinsam definierte Haltung und die Auflagen die für uns gelten umzusetzen und Rücksicht zu nehmen auf das Sicherheitsbedürfnis anderer.
Das ist nicht immer einfach. Viele Faktoren kommen zusammen, permanent rebelliert etwas in mir, vielleicht das, was allgemein als der gesunde Menschenverstand bezeichnet wird, dem möchte ich zuhören und dem möchte ich folgen, weil mir mein bisheriges Leben gezeigt hat, dass ich mich eigentlich recht gut auf ihn verlassen kann.
Ich weiss, ich weiss, er ist nicht bei allen da, oder nicht bei allen „gesund“, und auf Spanisch gibt es ein Sprichwort, dass da sagt: El sentido común es el menos común de los sentidos.
Und wenn es um die tiefe Verunsicherung geht, die viele Menschen gerade empfinden, vielleicht sogar um Angst, auch um Angst vor dem Tod, dann ist es nicht verwunderlich, wenn die Nervenkostüme Mancher immer dünner werden.
Da hilft es mir, neben dem Weben, das mich immer wieder in mir selbst die notwendige Ruhe und Gelassenheit finden läßt, Menschen zuzuhören, die mit einer angenehmen Unaufgeregtheit und klarem Verstand über die aktuelle Situation sprechen.
Seit Lea mit von ihr erzählt hat, habe ich eine weitere Stimme gefunden, die ich absolut hörenswert finde:
Be kind, be calm, be safe.