berlin _ 379 _ fundstücke

Das Herz

Man soll es da lassen, wo es von Natur aus ist: am rechten Fleck. Es nicht hängen an Menschen, denn zu oft ist Flüchtigkeit die Grundlage der Beziehung, zu leicht kann Enttäuschung  sich einschleichen wie ein heimlicher Gast;
es nicht hängen an Orte, denn die ändern sich zu leicht, werden für neue Bestimmungen  erschlossen, von anderen eingenommen;
es vor allem nicht hängen an Dinge, denn Dinge können verloren gehen.

Und doch ist es mir passiert, hing mein Herz an zwei Stück Gewebe, die mich seit über dreißig Jahren begleiten. Dreißig Jahre, das ist mehr als die Hälfte meines Lebens.

Und dann kommen sie eines Tages in einem Beutel zu liegen, und eine Sekunde der Unaufmerksamkeit, der Erschöpfung geschuldet, reicht, um diesen Beutel, für immer aus meinem Leben zu entführen. Und  mit ihm ein Stück meines Herzens.

Unwiederbringlich.

Niemand kann dafür verantwortlich gemacht werden, in diesem Beutel voller textiler Objekte nicht das Gewicht der Erinnerung und der Bedeutung nachvollziehen zu können, die er für nur einen einzigen Menschen auf dieser Welt besitzt.

Die Erkenntnis es wider besseren Wissens doch getan zu haben, das Herz gehängt zu haben an ein Ding, wohl wissend, dass Dinge verlierbar sind,  macht die Trauer nicht kleiner.

Und manchmal sind es eben Dinge, an die unser Herz sich hängt, ungefragt, eben weil Menschen enttäuschen und weil Orte sich ändern und weil Dinge immer das sind und bleiben, was sie sind.

UnabDINGlich.

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