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Das Museum Eberswalde hat sich dazu entschieden, den Museumstag trotz Corona-Pandemie zu feiern. Natürlich werden wir darauf achten, dass bei der Aktion die derzeitig gültigen Auflagen beachtet werden, aber es freut mich ungemein, in all dem Trubel, der Unsicherheit und der Befremdlichkeit dort ein kleines Stück Geruhsamkeit und Vertrautheit entstehen zu lassen.

FadenMalerei
Eine Webaktion zum 43. Internationalen Museumstag
am Sonntag, den 17.05.2020
im Museum Eberswalde

Museumstag 2020

Das Museum Eberswalde zeigt seit dem 22.11.2019 und noch bis zum 09.10.2020 die Sonderausstellung „Kunst von hier. Entdeckt in Stadt- und Kreisbesitz 1949-90“.

„Unter dem Credo „Kunst als Ausdruck der Zeit“, präsentiert das Museum Eberswalde seit November 2019 die neue Sonderausstellung Kunst von hier. Entdeckt in Stadt- und Kreisbesitz 1949-90. In Kooperation mit dem Landkreis Barnim gibt die Kunstschau Einblicke in das künstlerische Schaffen in der Eberswalder Region. Dabei spezialisiert sich das Museum auf Ankaufs- und Auftragswerke, die bis zur Wiedervereinigung von Stadt und Kreis erworben wurden. Im Dachgeschoss des Museums werden – größtenteils erstmalig – etwa 50 Druckgrafiken, Aquarelle, Ölgemälde, Skulpturen sowie ein sieben Meter breiter Wandteppich präsentiert.“ So der Ankündigungstext auf der Website des Museums.

Genau dieser sieben Meter breite Wandteppich mit dem Titel „Rotes Finowtal“, aus dem Jahr 1974 , Werk der inzwischen in Halle lebenden Künstlerin Christl Prange, soll im Mittelpunkt der für den Internationalen Museumstag geplanten AKTION stehen.

Obwohl die Weberei zu einer der ältesten Kulturtechniken gehört, ist sie, wie viele andere vom Aussterben bedroht. Mechanisierung, Digitalisierung und unser immer mehr auf Produktivität ausgerichteter Umgang mit der Zeit führen dazu, dass zeitintensive Herstellungsprozesse uns nicht mehr tragbar erscheinen. Dabei liegt gerade in der Langsamkeit eines handwerklichen Herstellungsprozesses, in der die ausführende Person nach wie vor maßgebend im wahrsten Sinnen des Wortes ist, eine große Kraft. Hier gibt sie das Maß an sowohl auf der praktischen Ebene: in der zeitlichen und räumlichen Umsetzung, als auch auf der ideellen und philosophischen Ebene, in dem immateriellen Mehrwert, der jedem von Hand geschaffenem Objekt inne wohnt. Das ist ein wichtiger Aspekt, gerade in der heutigen Zeit, und eine Antwort auf den steigenden Bedarf an Stressabbauenden, konzentrationsfördernden Tätigkeiten und Räumen, in denen neben der Motorik auch die Wahrnehmung, Achtsamkeit und Wertschätzung gestärkt werden.

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Ansicht des Teppich in der aktuellen Ausstellung im Museum Eberswalde, Januar 2020

Daher sind neben den formalen Komponenten, bei denen es um die Heranführung an mehr oder weniger komplexe Techniken textilen Gestaltens geht, auch die Wertschätzung tradierten Wissens und seine Bewahrung und Projektion in die Zukunft von Bedeutung. Wichtig ist dabei die Verlagerung des Schwerpunktes von der individuellen Freude am fertigen Objekt hin zur Freude an der gemeinschaftlichen Erfahrung während des Entstehungsprozesses.

Konzipiert ist die Aktion für jedes Publikum. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Ausgehend von der textile Arbeit von Christl Prange, die Teil der derzeitigen Ausstellung
ist, wird den jungen und älteren Museumsbesucher*innen ein Einblick in die Arbeit einer Bildwirkerin gegeben. An kleinen Webrahmen werden unter Anleitung konkrete
Ausschnitte der ausgestellten Arbeit nachgewebt, die wegen ihrer Technik, Farblichkeit
oder Bildhaftigkeit besonders interessant sind.
Wir experimentieren mit unterschiedlichen Materialien, untersuchen die entstehenden
Texturen, lernen Form- und Farbverläufe webtechnisch umzusetzen und beschäftigen
uns mit der Stoffweberei und der Bildwirkerei, ihren Gemeinsamkeiten und
Unterschieden.

 

Dazu stehen den Besucher*innen des Museums 10 vorbereitete Webrahmen zur Verfügung, an denen die im Vorfeld erarbeitete Vorlagen einen bestimmten Abschnitt aus der Referenzarbeit herausgreifen und verbildlichen. Diese vereinfachten Vorlagen
werden, nachdem sie gewebt wurden, mit dem Werk von Christl Prange kontextualisiert
und gegenübergestellt. Angesichts des kurzen Zeitraumes werden es nur kleine Webproben sein, dennoch werden sie jeder und jedem Teilnehmenden vermitteln
können, wie komplex die Arbeit am Webrahmen sein kann, und wieviel Spaß sie macht.

 

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Bei der Arbeit am Webrahmen kann jede teilnehmende Person unterschiedliche Techniken des Webens und Knüpfens ausprobieren und mit den in ihrer Beschaffenheit sich unterscheidenden bereitgestellten Materialien experimentieren. Die Erfahrung von Grundlagen zur Gewebebildung und Strukturschaffung vermitteln auch in diesem kleinen Format einen guten Einblick in die Kunst der Bildwirkerei.

 

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